Mit allen Wassern gewaschen – eine Ufapoetin am Baikalsee

Während es sich der eine Ufapoet zum Ziel machte, einmal per Anhalter von Ufa bis zum Baikal zu trampen, bezweckte die andere Ufapoetin, in einer angenehm kühlen 64-stunden Zugfahrt im Kupé den Baikal zu erreichen. Nicht der Weg war das Ziel, sondern das Ziel ihr Weg. Sie wollte die Natur des Baikal erspüren, sich an seiner Schönheit ergötzen. Eine Woche lang am kältesten, ältesten, tiefsten und größten See der Erde entspannen. Einem See, der wohl alle Rekorde der Welt bricht und eigentlich mal ein Meer werden wollte.

Angaraschlucht

An der Südwestküste des Sees, 70 km von Irkutsk entfernt kam die Poetin an, in einem kleinen Holzhüttenhotel mit Meerblick. Listwjanka, ein mittlerweile sehr touristisches Dörfchen am Fuße des Baikals bot Herberge für 7 Tage. Das Dorf war schnell erkundet, ein Tal mit kleinen Holzhäuschen, ein weiteres Tal mit weiteren Hüttchen. An der anderen Seite der huckeligen doch asphaltieren Straße das Ufer des hiesigen Sees. Idyllisch. Wären da nicht Heerscharen von Touristen und Wochenendausflüglern aus Irkutsk, für die es kein größeres Vergnügen gibt, als am Wochenende ihre Körper beim Untertauchen im 5°C kalten Wasser zu fotografieren, am Ufer zu picknicken, Unmengen an Müll zu hinterlassen und sich als Abschluss tonnenweise vom begehrten geräucherten Baikalfisch Omul mit nach Hause zu nehmen. Ja, blickt man über diese Menschen hinweg sieht man Berge, Berge und den unendlichen See vorm noch weiter entfernten Horizont.

Der BaikalIhr war schon klar, dass ihre Fahrt zum größten See der Erde führen würde, aber in welchen Dimensionen – das wurde ihr erst vor Ort klar, als sie auf die Idee kam, einfach mal mit dem Schiff an die Ostküste fahren zu wollen. „Wie bitte? Was denkst du denn? Der See hat eine Breite von 70km, das ist viel zu weit und zu gefährlich, um da mal eben mit dem Schiff hinzufahren!!“ Mm…70km breit und 730 km lang – das macht ungefähr die Größe der Bundesrepublik Deutschland aus… einfach unglaublich. Auch das Volumen des Sees ist unvorstellbar. Alle Flüsse der Erde bräuchten umgerechnet fast ein Jahr, um den See mit Wasser zu füllen. Hinzu kommt, dass das Wasser fast überall Trinkqualität hat, was nicht zuletzt auf die Tiefe und die dünne Besiedelung zurückzuführen ist.

Ja, Sibirien ist schon ein geheimnisvolles und unbekanntes Land und für viele Europäer wohl der letzte weiße Fleck auf der Landkarte. Gerade deswegen war es eine Pflicht, ihn zu besuchen und ein Bändchen an einen schamanischen Baumstamm zu binden. So führte die Reise auch zur mysteriösen Insel Olkhon im Zentrum des Baikals, einem Fleckchen Erde mit den zweitmeisten Sonnenstunden weitweit, fehlendem Stromnetz und Kanalisation und größtenteils unasphaltieren Straßen. Die Jeeptour über Berg und Tal, Sanddünen, Wälder und weite Wiesen, stets an der Südküste der Insel entlang machte tiefen Eindruck. Eine bombastische Natur, ähnlich der der Mongolei. 1500 Einwohner, die ihre Heimat bewahren und beschützen, einzelne kleine Holzhüttenhotels für Touristen, die nicht eigenständig mit Zelt unterwegs sind. Ein Stück Erde, auf dem man noch Frieden und Unberührtheit spüren kann. Doch in den nächsten Jahren wird mit Sicherheit auch dieser Ort weiter für Touristen schmackhaft ausgebaut.

Ein anderes sehr außergewöhnliches Naturphänomen, das es nur am Baikal zu sehen gibt, ist die einzige Süßwasserrobbe der Welt. Sie ist schwarz und dick mit großen Knopfaugen und tummelt sich am liebsten im Osten des Sees. Trotz allem hatte die Poetin Glück. Anfang des Jahres wanderten zwei Röbbchen in die Bucht Listwjankas. Nun ziehen sie dort ihre Bahnen und werden ab und an gesehen. Der Baikal meinte es gut mit ihr, die Poetin sah sie fast täglich.

Alte TranssibstreckeNicht nur die Robben baden in ihm, auch für jeden Besucher ist es eine Pflicht, sich im heiligen Wasser zu waschen. Doch leider reizten die kühlen 5°C die Poetin nicht, in Weisheit zu baden. Bisher ist sie also noch nicht mit allen Wassern gewaschen. Es verlangt nach Wiederholung, der Baikal ruft Revange. Es gibt noch so vieles zu entdecken. Die alte Transsib- Strecke unter anderem ist ein beliebter Wanderpfad, der zugefrorene See eine Einladung für Huskyschlittenfahrten. Er bietet viele Möglichkeiten, der mysteriöste See der Erde.

Stille Wasser sind tief und weise. Das trifft wohl auch auf den Baikalsee zu. Nur still, das ist er nicht immer. Dann und wann plaudert er seine Geheimnisse aus…

3 Kommentare to “Mit allen Wassern gewaschen – eine Ufapoetin am Baikalsee”

  1. Tobias says:

    Sehr angenehmer Bericht über diesen riesigen, mir fremd erscheinenden See. Ich bin gespannt auf die nächsten Abenteuer!

  2. Tobias says:

    Nachtrag:

    Ich habe euren Blog in meine Liste der deutschsprachigen Blogs über Osteuropa unter http://linuxdogm.blogspot.com/2010/05/in-diesem-blogeintrag-mochte-ich-einige.html aufgenommen. Ich hoffe, das ist euch recht so.

  3. nadja says:

    ohhh, nimmst du mich beim nächsten mal? mir ist auch egal ob somer oder winter…;) sehr schöne reisebeschreibung!