Die Gefahr aus der Tiefe – Gullydeckel

Da läuft man nichtsahnend über eine holprige russische Straße und schwupps – wird man von einem Gully verschlungen.

Was sich vielleicht gerade halbwegs lustig und unglaubwürdig anhört, ist in Wahrheit ein gefährliches Unterfangen.

Gullys sind in Ufa eher eine Rarität, da Wassermassen hier in den Fluss Belaja abzufließen haben und waren daher bis vor kurzem nicht der Rede wert. Aber schauen sie auch noch so unschuldig aus, sie haben eine schwarze Seele und offensichtlich Hunger auf Menschenfleisch.

DSCF0334Als ich Samstagabend mit einem leckeren Eis ahnungslos aus einem Supermarkt in einem Nachbarort Ufas kam und unvorsichtigerweise meine Füße auf den Rand des besagten Deckels setzte, öffnete sich dieser plötzlich hinterlistig nach innen und ich rutschte in Lichtgeschwindigkeit mit meinem Körper tief ins Erdreich. Ich sah einen langen dunklen Tunnel vor mir und vor meinem inneren Auge raste zeitgleich mein Leben in Bruchteilen einer Sekunde an mir vorbei. Ich dachte: das wars. Ein Gully als Endstation. Da machte es plopp, ein Schmerz zog durch mein Hinterteil und meine Achterbahnfahrt endete so plötzlich, wie sie begann. Ich konnte gerade so dank rundem Po und dicker Tasche um den Arm den Komplettabrutsch ins Ufas Kanalisation abwehren.

Zwei starke Männer zogen mich in Windeseile aus dem Untergrundreich und verschlossen den hungrigen Deckel wieder. Meine Beine machten schlapp und weinten vor Schmerz dicke Tränen voller Blut. Der Schock schüttelte mich: was war passiert? Wieso war es passiert? Was hätte nicht noch alles mehr passieren können, wäre mein Kopf nicht schlauerweise vor der schweren Eisenplatte zurückgewichen, die ihn hätte zerquetschen können!? Aber mein Schutzengel hatte offensichtlich noch weiteres mit mir vor und rettete mich aus der Misere.

Ein paar Jod- und 75%ige Spritwickel später ging es mir schon viel besser. Geschundene Beine und blauen Hintern nehme ich lieber in Kauf, als die Erde plötzlich aus einer anderen Perspektive betrachten zu müssen – aus der Froschperspektive tief in einem Gully.

Dieses Wochenende bin ich mal so richtig tief gesunken und ich bin froh, dass es mir gut geht. Auf Gullydeckel werde ich aber mit Sicherheit nicht mehr treten. Ich laufe mittlerweile offeneren Auges durch die Gegend und bemerke, dass sich doch mehr Gullydeckel als gedacht in der Stadt angesammelt haben. Allerdings befinden sie sich hinterlistig versteckt auf Sportplätzen oder Gehwegen, um unschuldige Menschen zu verschlingen. Es ist, wie ich gesagt habe – Ufas Schachte sind hungrig…

Ein russisches Sprichwort beschreibt den Sachverhalt übrigens sehr treffend: „Раз – два – три по колодцам не ходи“.

Also liebe Leute, nehmt euch schön in Acht –> Ras, dva, tri – über Gullys läuft man nie!DSCF0335

2 Kommentare to “Die Gefahr aus der Tiefe – Gullydeckel”

  1. Maren says:

    Du Arme!!!!
    Oh Gott! Das ist ja furchtbar! Gottseidank ist wirklich nichts schlimmeres passiert! Das klingt ja wirklich nach einer Horror-Story!
    Vielen Dank für den Tip! Ich werde mich in Zukunft vor den russischen schwarzen Löchern in Acht nehmen!

  2. nadja says:

    tja, das nenne ich mal täuschung….da da ein deckel drauf liegt, heißt nicht, dass man auf diesen drauftreten soll….ich glaube, das ist so ein vor-urteil, dass man aus deutschland hat….hihi….aber ansonsten hast du mein mitleid…und jetzt einen grund, großzügig majo zu verzehren – schließlich weiß man nie, wie man wo fällt…;)