Ode an die Fanhysterie

Während in Deutschland gerade bei jedem Deutschlandspiel der Fußballweltmeisterschaft die Straßen wie leergefegt aussehen und nach der 90. Minute eine Trötenparade durch jede Stadt zieht, verhält sich der Russe in seiner Fußballeuphorie eher bedeckt.

Als wir Freitagabend beim Deutschland- Serbienspiel voller Vorfreude ein semilautes Partyzelt mit Fernsehbildschirm entdecken, schlugen unsere Herzen höher. Zwischen Schaschlikgrill und Bassanlage kuscheln wir uns in die neu entdeckte Fußballnische. Doch trotz des exklusiven Open-Air- Übertragungs- Angebots blieben wir 5, gerade in Ufa wohnhaften Deutschen allein in unserer Euphorie.

Während wir jubelten und gequält über jeden Fehler des deutschen Teams ächzten, kreisten im Hintergrund im benachbarten Partyzelt die russischen Mädels ihre Hüften, quatschen und interessieren sich nicht die Bohne für das Spiel.

fußball

Nach dem Aus für Klose durch die rote Karte erklangen plötzlich 2 gehässig beglückte Männerstimmen im Hintergrund. Jede verpatzte Torchance für Deutschland wurde lautstark beklatscht – das 1:0 für Serbien gefeiert. Aber handelte es sich bei den 2 einsam jubelnden Männern etwa um Fans des serbischen Teams? Ich zweifle sehr stark daran. Eher tippe ich auf ungehemmte Schadenfreude.

Ein kurzer Rückblick: am 10.10.2009 stehen sich Russland und Deutschland im Vorentscheid zur WM Qualifikation gegenüber.  Deutschland sichert sich nach einem spannenden Duell und dem 1:0 durch Klose den direkten Weg nach Südafrika. Und die Russen? Die fluchten natürlich laut. Auch wir beiden Ufapoeten, die wir uns doch sehr auf eine aufgeregte Meute in den ufaer Sportbars zur WM 2010 gefreut hatten. Aus der Traum… Nun sitzen wir alleine mit unserer kleinen Deutschlandflagge und verfolgen ohne gemeinsame berlin-fanmeile-2Fanhysterie die Spiele.

Den beiden Herren im Hintergrund der Freilichtübertragung bleibt scheinbar statt Anfeuern der eigenen Mannschaft keine größere Genugtuung, als das Necken aller – wenn auch in Ufa gerade wahrscheinlich eher zahlenmäßig unterlegener euphorisierter Fußballfans.

Schade. Dabei macht doch gerade gemeinsame Tröten – und Jubelparade beim Public Viewing viel mehr Spaß.  SCHLAND, SCHLAND! Auch wenn du unsere 5 zarten Stimmchen aus der Ferne kaum hören magst – wir fiebern mit und würden uns beizeiten gerne in einen deutschen voll gefüllten schwarz- rot- gold geschmückten Biergarten mit Leinwand beamen und laut mitgrölen!

3 Kommentare to “Ode an die Fanhysterie”

  1. nadja says:

    oooh, also das mit dem biergarten solltet ihr euch nochmal überlegen….ich saß am freitag im volkspark und hatte sehr…sagen wir mal ambivalente gefühle gegenüber dem vielen schwarzrotgold, das da in allen formen daher kam….es ist sehr – hm, nennen wir es mal: nationaleuphorisch…ich bin da nicht so ein fan von….

  2. Julia says:

    na keine nationaleuphorie. gemeinsames FUßBALL- hurrah vermissen wir!!! egal bei welchem Team. hauptsache gemeinschaft, tröten, bier und grölen ;)

  3. nadja says:

    hihi…du meinst wohl “vuvuzuhlen”…gibt es schon ein russisches verb dafür? ;)