Poeten in Ufa

Samstag war es endlich soweit! Ein echtes hartes Rockkonzert brauste in unseren Ohren. Люмен – eine wahre Powerband heizte dem verrückten Publikum ein. Und was sich eine berühmte Band nennt, lässt bekanntlich auf sich warten. Eine halbe Stunde gröhlten alle aufgeregten Fans vor Vorfreude lauthals in der Halle, bei jedem Geräusch erschallte eine neue Welle der Euphorie. Bis dann der Securityman die Bühne betrat und die Masse kurz vorm Explodieren stand. Endlich! 18:30 Uhr! Die erste Gitarre heulte auf und ich wurde sofort in den Bann der Fan-Hysterie gezogen. Vom ersten Ton bis zum letzten pogten, schrien, lachten und sangen die Fans. Jedes einzelne Wort der Lieder war bekannt. Der Tanzsaal teilte sich in 3 Bereiche.

Die Hardcorefans, die sich in den ersten Reihen aneinander rieben, tanzten und schwitzen. Die Hardcore-Pogo-Rempler, die ihre Emotionen im wilden Aneinanderspringen zum Ausdruck brachten. Dahinter, in sicherem Abstand zu den Remplern die Genießer, die mit geschlossenen Augen und hochgerissenen Rock- Fingern ihrer Lieblingsband lauschten.

Hier ein Lied vom neuen Album “Мир” (Welt)  Люмен – другой мир

Bisher kannten wir eher ruhige Klänge der Band Lumen, die wir schön am Lagerfeuer sangen. Nun war ich überrascht, auf eine Alternative Rockband zu stoßen – aber die besten Balladen kommen ja bekanntlich von den härtesten Rockbands! Lumen stammen ursprünglich aus Ufa und bestehen schon seit 1998. Step by step avancierten sie zur erfolgreichten Band der russischen Rockszene. Und das merkte man im Publikum. Die Ufaer sind stolz auf ihre berühmten Musiker. Wäre dem Sänger rein zufällig der Text entfallen – das Publikum hätte ihm ausgeholfen, keine Frage. Am Ende des Konzerts erwartete ich ein lauthalses: “ZU – GA – BE,  ZU – GA – BE”. Aber genauso, wie meine russischen Freunde über das deutsche Zugabe- Gebrüll nach einem Konzert erstaunt waren, so waren es auch wir über die lediglich dreifachen lauthalsen: “SPA-SI-BA” (Danke) und “MA-LA-ZI” (sowas wie: Prachtkerle, unsere Helden) – Rufe. Danach löste sich die schwitzende Masse urplötzlich auf. Die Pogodancer verließen den Raum, um sich ihre Jacken zu holen, die Hardcorefans kamen mit klatschnassen Haaren und sich in den Armen liegend von der Bühne zurück. Und wir Deutschen standen da und dachten uns: “Das kanns doch nicht gewesen sein? Nach 1,5 Stunden purer Euphorie kein Abschieds- Schmankerl mehr?”  Doch unsere Gedanken wurden scheinbar erhört. Plötzlich fingen die restlichen Fans an, mit “JE-SHO, JE-SHO” (nochmal, nochmal) nach einem letzten Lied zu schreien. Und es funktionierte. Nach zwei abschließenden Hardrock- Klängen schmiss der Drummer seine Sticks in die Runde und alle verließen zufrieden und schwitzend den Raum.

Ein Konzert mit einer der berühmtesten russischen Bands in heimischen Gefilden für 550 Rubel (13,50€) kann man sich am Osterwochenende ja dann doch mal leisten… Und es hat sich sowat von gelohnt!! Daumen hoch für LUMEN!

Hier gibt es einen kleinen Videomitschnitt vom Konzert – der schönen Lagerfeuerballade Goret. Lumen – Goret (live@concert)

Wer gerne mehr von Lumen möchte, kann sich auf der offiziellen Myspace- Seite http://www.myspace.com/lumenrussia viele neue Lieder anhören.

Dieser Beitrag wurde von Julia am 5. April 2010 um 8:57 am geschrieben und unter Julia, Ufa kategorisiert. Du kannst den kompletten Beitrag auch über den RSS 2.0-Feed empfangen. Kommentare und Pings sind zur Zeit geschlossen.