Poeten in Ufa » Tobi http://ufa.platforma09.de Thu, 10 Feb 2011 09:53:04 +0000 DE-de hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.1 Der unfreundliche Einzelhandelsrusse – Ein menschlicher Widerspruch http://ufa.platforma09.de/?p=689 http://ufa.platforma09.de/?p=689#comments Thu, 10 Feb 2011 09:53:04 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=689 Russen lächeln im Alltag wenig. Das ist ein nicht ganz unbekanntes Klischee. Auch vielen deutschen Russlandreisenden fällt auf: Ob beim Konduktor im Bus, beim Kellner oder beim Kassierer im Supermarkt, die Sache mit der Kundenfreundlichkeit haben die Russen anscheinend noch nicht ganz verinnerlicht. Häufig fühlt man sich nicht als König Kunde.

Warum das so ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche sagen, die russischen Löhne seien viel zu gering. Von der schlecht bezahlten Kassiererin zu verlangen, auch noch zu lächeln und dem Kunden noch einen schönen Tag zu wünschen, das sei ungerecht. Andere sagen, die Menschen in Russland hätten generell nicht viel zu lachen. Der harte Alltag, die allgegenwärtige Willkür, wie soll man da noch freundlich bleiben? Auch Tolstoj wird in diesem Zusammenhang gern zitiert: „Wenn schon lieben, dann von Herzen, wenn schon drohen, dann nicht zum Scherzen, (…) wenn schon strafen, dann gerecht, wenn schon feiern, dann bezecht!“ Wenn es also nichts gibt, worüber man sich wirklich freuen kann, warum sollte man dann lachen?

Nun ist es ja in unserer westlichen, sehr auf Konsum und Profit ausgerichteten Gesellschaft zur Normalität geworden, in jedem Geschäft herzlich begrüßt, nett bedient und mit wohlwollend freundlichem Lächeln wieder verabschiedet zu werden. Was wir jedoch inzwischen schon fast vergessen haben: Die Bäckersfrau muss nicht wirklich fröhlich sein, nur weil sie grinst. Der Frisör fragt uns nicht wie es uns geht, weil es ihn tatsächlich interessiert. Und die Verkäuferin im Baumarkt sagt zu ihrem Kunden nicht, er möchte sie doch bitte bald wiederbeehren, weil sie sich unsterblich in ihn verliebt hat. All diese Menschen sind nett, weil es heute zu ihrem Job gehört. Es ist Teil ihrer Arbeit und sie werden dafür bezahlt. Die Freundlichkeit, die Emotionen und Gefühlsregungen sind ein Produkt geworden, das der Kunde mit einkauft. Die eigentlich menschliche Beziehung zwischen dem Verkäufer und dem Kunden verschwindet dabei und wird überlagert vom wirtschaftlichen Kalkül, von der Hoffnung auf größeren Umsatz durch aufgesetzte, unmenschliche Freundlichkeit.

Ist das tatsächlich wünschenswert? Ist es uns inzwischen wirklich lieber, aufgesetzt nett behandelt zu werden, als einem menschlichen Menschen, mit menschlichen Emotionen gegenüberzutreten? Und ist es tatsächlich kritikwürdig, dass sich diese Form der Täuschung in Russland bisher nicht durchsetzen konnte? Oder sollten wir nicht vielmehr neidisch und anerkennend gen Osten blicken und gutheißen, dass sich die Russen ihre Menschlichkeit bisher bewahren und sich nicht von der Konsumgesellschaft dazu verleiten lassen, selbst ihre Gefühlsregungen noch zu verkaufen?

Die Antwort auf diese Frage muss sich wohl jeder selbst geben. Aber wenn ihnen das nächste Mal ein grimmiger Konduktor das Geld für die Busfahrt abknöpft, oder wenn es die Kassiererin beim Herausgeben des Wechselgeldes mal wieder nicht schafft, ihnen freudestrahlend in die Augen zu blicken und ihnen ein „Vielen Dank für Ihren Einkauf“ nachzujauchzen, dann seien sie versichert, diese Menschen meinen es ehrlich mit ihnen. Sie treten ihnen als Menschen gegenüber. Und bitte nehmen sie es nicht persönlich, denn der Kassiererin sind sie genauso egal, wie die Dame auch ihnen nicht unbedingt die Welt bedeutet.

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Liebe Leser… http://ufa.platforma09.de/?p=674 http://ufa.platforma09.de/?p=674#comments Mon, 29 Nov 2010 18:12:21 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=674 …leider sind nun schon seit einiger Zeit keine Beiträge der beiden Ufapoeten mehr erschienen. Das liegt daran, dass unser Projekt für dieses Jahr beendet ist und wir nicht mehr in Ufa weilen. Die Freunde Baschkortostans e.V. arbeiten jedoch daran, dass es bald wieder neue Freiwillige gibt, die sich von Halle auf den Weg nach Ufa machen, um ein aufregendes Austauschjahr zu erleben und ihre Eindrücke mit Ihnen, unseren treuen Lesern, zu teilen. Die Webseite bleibt also weiterhin bestehen und wenn das Projekt fortgesetzt wird, dann wird es auch wieder Spannendes aus Ufa, Baschkortostan und Russland zu lesen geben, dann allerdings von neuen Ufa-Poeten. Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Wir verabschieden uns nun, danken für Ihr Interesse und wünschen Ihnen bereits jetzt eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Herzliche Grüße
Ihre Ufapoeten
Julia Hoppe und Tobias König

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Sehr sehr heißes Sommerloch – Ach ja… und ein neuer Präsident http://ufa.platforma09.de/?p=615 http://ufa.platforma09.de/?p=615#comments Thu, 29 Jul 2010 10:16:39 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=615 Der europäische Teil Russlands erlebt derzeit den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Ufa äußert sich das in Tagestemperaturen von über 35 °C. Auch nachts sinkt das Quecksilber schon seit Tagen nicht mehr unter 20°C. Sogar die Tagesschau sieht sich genötigt, darüber zu berichten:
Video: Schwarze Wolken über dem Roten Platz
Artikel: Dutzende Tote durch Brände in Russland
Video: Russen kämpfen verzweifelt gegen Feuerwalzen

Die beiden Poeten – inzwischen wohlbehalten aus den Weiten Sibiriens zurückgekehrt – verbringen die unerträgliche Hitze mit der Suche nach Abkühlung und der Hoffnung auf baldigen Regen. Sollten sich nämlich nicht demnächst die Schleusen des Himmels öffnen, dann könnte es sein, dass die für den Jugendaustausch Ufa-Halle geplante Paddeltour durch den Ural zu einer Trekkingtour wird. Denn ohne genügend Wasser im Fluss Belaja werden wir die Boote wohl tragen müssen.

Vor zweit Wochen, als die Poeten sich noch den frischen Seewind des Baikals um die Ohren wehen ließen, erreichte uns eine unerwartete politische Neuigkeit aus Baschkortostan. Der seit fast 17 Jahren amtierende Präsident Baschkortostans, Murtasa Rachimow, ist am 15. Juli zurückgetreten. An seine Stelle tritt nun kommissarisch Rustem Khamitov, bisher Manager bei der russischen Firma „РусГидро“ (RusHydro). Khamitov ist Sohn eines tatarischen Vaters und einer baschkirischen Mutter und dazu noch mit einer Russin verheiratet. Er spiegelt damit hervorragend die ethnische Vielfalt der Republik Baschkortostan wider.

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Per Anhalter… zum Baikalsee http://ufa.platforma09.de/?p=611 http://ufa.platforma09.de/?p=611#comments Wed, 14 Jul 2010 21:20:52 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=611 Etappe 5: Von Krasnojarsk nach Irkutsk – Nebelgeister und Linksverkehr

Am Nachmittag nehme ich den Bus hinaus aus der Stadt und laufe die restlichen fünf Kilometer bis zur Autobahn. Die Sonne brennt mir ziemlich heiß auf den Hut. Der Weg ist traumhaft schön, denn er führt direkt am Ufer des Jenisseis entlang. Zuerst nimmt mich ein junges Pärchen in einem Van bis zur nächsten größeren Raststätte mit. Als ich dort ankomme, stürzt ein Mann auf mich zu und bettelt mich um 4000 Rubel an (ca. 100 €). Er spricht eigentlich kein Wort Russisch, nur diesen einen Satz, dass er 4000 Rubel möchte, den kann er sagen. Er behauptet Jordanier zu sein und ganz dringend nach Moskau reisen zu müssen. Ich packe mein etwas verrostetes Arabisch aus, aber er versteht kein Wort. Dann will er mir seinen dicken goldenen Ring für die 4000 Rubel geben, beginnt vor mir zu knien und ruft immer wieder Allah an. Für diese hervorragende Show gebe ich ihm 200 Rubel (ca. 5 €) und schicke ihn weg.

Nachdem ich mir an der Raststätte einen leckeren Schaschlikspieß gegönnt habe, geht es weiter. Ein Förster nimmt mich in seinem Niva – einem von der Firma Lada produzierten Geländewagen – mit. Endlich habe ich jemanden gefunden, den ich darüber ausfragen kann, wie groß die Gefahr ist, hier in den sibirischen Wäldern von Bären verspeist zu werden. In Ufa hatte man mich vor diesen Tieren gewarnt, aber die Fahrer, mit denen ich bis jetzt unterwegs war, haben über dieses Thema immer spöttisch gelacht, die meisten hatten noch nie einen Bären gesehen. Der Förster erzählt, dass er neuerdings an der Universität Vorlesungen über Naturschutz hält. Die Hochschulen hätten diesbezüglich eine Anweisung aus Moskau bekommen und nun hätte er einen neuen Nebenjob. Wieder ein Zeichen, dass der Umweltschutz auch in Russland an Bedeutung gewinnt? Zu den Bären äußert er sich sehr eindeutig. „Es gibt hier in den Wäldern sehr viele Bären.“, sagt er, „und sie haben auch keine Angst vor größeren Straßen.“ Diese Gefahr sollte man also keineswegs unterschätzen. Kurz vor der Stadt Kansk steige ich an einem kleinen Rasthof wieder aus.

In der Abendsonne stehen drei LKWs. Bei zweien ist des Führerhaus nach vorn geklappt und die Fahrer werkeln an den Motoren herum. Der Wirt der kleinen Kneipe ist bereits betrunken und auch die schraubenden Fahrer haben schon den einen oder anderen Wodka intus – die Stimmung ist ausgelassen fröhlich. Fahrtüchtig ist hier wohl niemand mehr, aber mir wird ein Platz zum Schlafen in einem der Wagen angeboten. Dann kommt ein weiterer Laster mit einer Ladung Altreifen auf das Gelände. Den uralten KAMAZ steuert ein sehr faltiger, aber liebenswürdig aussehender Mittsechziger. Er zeigt nicht wirklich Lust, mich mitnehmen zu wollen, aber der Wirt überredet ihn. Und so beginnt die Fahrt durch die Nacht. Noch 850 Kilometer bis Irkutsk.

Aus den Wiesen steigt Nebel auf und Stück für Stück verschwindet auch die Straße in den Schwaden. Ein bisschen ist es wie in einen Horrorfilm. Es sieht aus, als ob der Nebel den LKW packt und langsam aber unaufhaltsam in sich hineinzieht. „Jetzt fehlt nur noch, dass uns etwas Gruseliges entgegenkommt.“, denke ich bei mir. Und siehe da, plötzlich läuft eine, nur leicht bekleidete, etwa 30-jahrige Frau auf uns zu. Es ist inzwischen ziemlich kalt geworden und wir sind zig Kilometer vom nächsten Dorf entfernt. Ein Auto hatte ich auch nirgendwo erspähen können. Was zur Hölle machte also diese Frau, zu solcher Temperatur und Tageszeit, in ihrem dünnen Hemdchen, allein, mitten im Nebel? Wir rauschen vorbei. Unheimlich.

Als es richtig dunkel wird, hat sich der Nebel zum Glück wieder gelegt. Die Straßen werden immer schlechter. Anfangs sind es größere Schlaglöcher, dann sind nur noch einige Asphaltreste vorhanden. Feldwege, altes Kopfsteinpflaster, Schotterpisten – und das nennt sich also „föderale transkontinentale Straßenverbindung“. Naja, wir kommen immerhin vorwärts. Inzwischen bin ich auch heilfroh in einem alten KAMAZ zu sitzen. Wir fahren nur, je nach Streckenverhältnissen, zwischen 10 und 30 km/h, aber dabei überholen wir trotzdem neuere Kleinwagen und LKWs, die hier noch langsamer unterwegs sind.

Mitten in der Nacht steuert mein Fahrer – Sergej – plötzlich an den Rand und hält an. Der Keilriemen ist gerissen. Sergej kramt einen neuen Riemen hervor. Wir kippen das Führerhaus nach vorn. Der Motor darunter zischt und qualmt, er ist viel zu heiß geworden. Es fehlt Kühlwasser, aber darum kümmern wir uns später. Ich leuchte Sergej, er flucht vor sich hin und tauscht den Keilriemen aus. Nach 15 Minuten ist alles erledigt. Mit zwei Eimern bewaffnet, krauchen wir den Abhang neben der Straße hinunter, zu einem kleinen Bach. Das Ufer ist ziemlich aufgeweicht und so versinken wir bis zu den Knöcheln im Schlamm. Gegenseitig halten wir uns fest und angeln abwechselnd mit dem Eimer nach neuem Kühlwasser für den Motor. Ich frage mich, ob es normal ist, für Kühlung eines Motors Flusswasser zu verwenden, oder ob das nur robuste russische Fabrikate verkraften.

Nach dieser Zwangspause fahren wir weiter. Als der Morgen dämmert halten wir auf einem Rastplatz und schlafen für ein paar Stunden in der Kabine. Um 8:00 geht es wieder los. Langsam werden die Straßen auch besser. Dann geht erneut etwas kaputt, was genau habe ich aber nicht verstanden. Auch hierfür haben wir Ersatz dabei. Nach fast einstündigem Schrauben ist Sergej mit dem Ergebnis zufrieden und wir setzen die Fahrt fort. Gegen Mittag lässt er mich in einer kleineren Stadt kurz vor Irkutsk raus. Das letzte Stück fahre ich mit dem Bus.

Etwas fällt hier in Irkutsk sofort auf. Weit über die Hälfte der Autos hat das Lenkrad auf der rechten Seite. Mein Couchsurfing-Host Edward erklärt warum. Es ist deutlich teurer, Autos aus Europa hierher zu importieren, als sie in Japan einzukaufen. Viele Autohändler fahren nach Wladiwostok, kaufen dort ein japanisches, koreanisches oder chinesisches Fabrikat und bringen es selbst hierher nach Irkutsk. In Japan herrscht Linksverkehr und alle dort produzierten Wagen haben selbstverständlich das Steuer auf der rechten Seite. Ich will wissen ob es dann für die Sicherheit im Straßenverkehr nicht sinnvoll wäre, hier in Irkutsk und weiter östlich auch komplett auf Linksverkehr umzustellen. „Einfluss auf die Sicherheit hat das eigentlich nicht.“, sagt Edward, „Man kann natürlich an dem Auto, dass vor einem fährt nicht vorbeisehen, wenn man im Wagen auf der rechten Seite sitzt. Aber dann muss man beim Überholen eben auf den Beifahrer vertrauen.“

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Per Anhalter… zum Baikalsee http://ufa.platforma09.de/?p=609 http://ufa.platforma09.de/?p=609#comments Wed, 14 Jul 2010 20:07:46 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=609 Etappe 4: Von Novosibirsk nach Krasnojarsk – Die erste Nacht im Freien

Beim Frühstück mit Ivan verquatscht sich der Poet bis zum frühen Nachmittag. Die geplanten 750 Kilometer bis Krasnojarsk sind damit bis zum Abend nicht mehr zu schaffen. Als ich dann an der Straße stehe, geht es aber sehr schnell. Nach kurzer Zeit nimmt mich ein Klempner in seinem Mercedes Transporter mit. Seine Stimme ist furchtbar und ich bin froh, wenn er mal ein paar Minuten schweigt. Der Mann freut sich riesig, einen Deutschen mitgenommen zu haben. Das Handbuch für seinen Mercedes ist nur in deutscher Sprache verfasst und so kann er mit den meisten Knöpfen am Armaturenbrett nichts anfangen. Er bittet mich, ihm deren Funktion zu erklären. Als wir beim Regler für die Differentialsperre des Allradantriebs angelangt sind, komme ich doch leicht ins stottern. Es bereitet mir schon einige Mühe mir auf Deutsch vorzustellen, was das eigentlich ist. Es dann noch auf Russisch zu erklären übersteigt die Fähigkeiten des Poeten. Aber mit Händen, Füßen, Gestikulieren und Wörterraten klappt es dann doch irgendwie. Als ich das Handbuch zurück ins Ablagefach schiebe bin ich völlig erschöpft und durchgeschwitzt.

Als nächstes nimmt mich wieder ein LKW mit. Zum ersten Mal fahre ich “KAMAZ” – ein LKW made in Russia. So schlimm, wie mir andere Trucker vorher erzählt hatten ist es nicht – eigentlich ist es überhaupt nicht schlimm. Die Kabine ist etwas weniger luxuriös eingerichtet und man kommt nicht ganz so schnell vorwärts, aber man kommt vorwärts und das ist in diesem Moment alles was ich brauche. Der Fahrer lässt mich an einer Tankstelle mitten im Nirgendwo heraus. Nur ganz selten hält mal ein Auto, niemand will mich mitnehmen. Nach drei Stunden, es ist bereits 21:00 und ich ziemlich entmutigt, mache ich mich zu Fuß auf die Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht. Der Wald links und rechts der Straße hat ein sehr dichtes Unterholz. Hier ist kein Durchkommen. Unter der Straße führt ein dickes Rohr hindurch. „Das wird es dann wohl sein.“, denke ich, „Na wenigstens ist es dort trocken.“

Dann hält doch noch ein Auto. Ein junger Mann, Ende 20, nimmt mich mit bis ins Zentrum der Stadt Kemerowo. Glück gehabt, aber ich habe trotzdem keinen Platz zum Schlafen. Also beschließe ich die Nacht durchzufahren, so lange es geht. Durch Kemerowo gehe ich zu Fuß. Als ich an die Brücke über den Fluss „Tom“ (nach dem auch die Stadt Tomsk benannt ist) komme, steht dort ein Schild mit der Aufschrift „Gefahrenzone“. Ich stocke kurz. Um zur Autobahn zu kommen muss ich wohl oder übel diese Brücke überqueren. Der Fluss ist hier sehr breit und ich kann nicht die gesamte Brücke einsehen, aber etwas Gefährliches kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Also laufe ich weiter. Etwa in der Mitte der Brücke taucht eine Absperrung auf. Dahinter ist der Bürgersteig mit großen Planen abgedeckt. Hier ist erst vor Kurzem der Gehweg neu betoniert worden. Soll ich doch lieber zurück laufen? Aber wenn der Beton schon trocken ist…? Ich klettere mit einem Bein über die Absperrung und probiere vorsichtig, ob der Untergrund fest ist. Kein Problem. Ich sinke nicht ein, alles scheint ausgehärtet. Ich klettere ganz über die Absperrung und laufe vorsichtig weiter. Nach 300 Metern fängt der Boden unter mir an, sich doch etwas komisch anzufühlen. Noch kann ich nicht sehen warum, die Plane verdeckt die Sicht. Dann beginne ich einzusinken. Mist! Egal, jetzt laufe ich weiter. Ich sinke immer tiefer ein und hinterlasse eine 100 Meter lange Fußspur im frischen Beton.

Den Stadtrand erreicht der Poet erst, als die Sonne schon untergeht. Wieder nimmt mich ein KAMAZ mit, 150 Kilometer bis Mariinsk. Bei der Ankunft ist es bereits 1:00 und stockdunkel. Zu so später Stunde wird niemand mehr anhalten. Ich stapfe durch die Nacht. In der Ferne ist sind die Lautsprecheransagen des Bahnhofs zu hören. Mariinsk ist nur eine kleine Stadt, aber für die russische Eisenbahn von großer Bedeutung. Hier wechselt das Stromsystem in der Oberleitung von Gleich- auf Wechselstrom. Bei jedem Zug, der auf der Transsibirischen Eisenbahn fährt, muss in Mariinsk die Lok ausgetauscht werden. Ich suche nach einem Platz, an dem ich warten kann, bis die Sonne wieder aufgeht. An einer kleinen beleuchteten Bushaltestelle setze ich mich auf die Bank. Regelmäßig fährt eine Polizeistreife vorüber. Dann rauscht plötzlich ein aufgemotzter Lada vorbei, wendet und hält vor der Haltestelle. Aus dem Auto heraus mustert mich die Kleinstadtjugend. Ich bekomme kurz ein mulmiges Gefühl, aber es passiert nichts. Nach wenigen Sekunden fährt der Wagen weiter.

Gegen 4:00 wird es wieder langsam hell. Ich mache mich zu Fuß auf den Weg, zurück zur Fernstraße. Die Dörfer, durch die ich laufe, sind noch totenstill – zumindest bis der Poet sie betritt. Hinter beinahe jedem Zaun beginnt ein Hund zu bellen, das ganze Dorf kläfft mir nach. Eine halbe Stunde später nimmt mich ein LKW mit. Er hat 29 Tonnen Bananen geladen. Da auf russischen Straßen nur maximal 20 Tonnen erlaubt sind, ist er ausschließlich nachts unterwegs. Um die Polizeikontrollen zu umgehen fährt er oft große Umwege. „Fast 90 Prozent der russischen LKWs fahren so.“, erzählt der Mann am Steuer. Ich nicke ein, hole den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nach.

Um 11:00 werde ich am Stadtrand von Krasnojarsk raus gelassen. Immer noch todmüde frage ich eine sehr ärmlich aussehende Kwas-Verkäuferin nach dem Bus ins Zentrum. Sie hilft mir sehr freundlich, verkauft mir einen halben Liter Kwas. Als ich trinken will, sehe ich, dass der Plastikbecher Beulen und Druckstellen – er ist schon einmal benutzt worden. Die Frau sagt: „Trinken sie doch, sie sind bestimmt erschöpft von der langen Nacht.“ Der Poet trinkt und ekelt sich. Hinter der nächsten Ecke feuert er den Becher samt Inhalt in einen Mülleimer. Widerlich!

Krasnojarsk – die Stadt, die auch auf dem 10-Rubel-Schein abgebildet ist – finde ich nicht besonders schön. Ob das ein Grund ist, warum diese Geldscheine gerade russlandweit durch 10-Rubel-Münzen ersetzt werden? Wohl eher nicht. Der Bahnhof ist dann aber doch ganz hübsch. Ich setzte mich auf den Vorplatz und ruhe mich aus, schreibe Postkarten. Aus Krasnojarsk hat mir leider kein Couchsurfing-Host zugesagt. Auch hier habe ich keinen Ort zum Übernachten. Am Nachmittag wird es also gleich weitergehen – die letzten 1050 Kilometer bis nach Irkutsk.

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Per Anhalter… zum Baikalsee http://ufa.platforma09.de/?p=605 http://ufa.platforma09.de/?p=605#comments Sun, 11 Jul 2010 21:28:52 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=605 Etappe 3: Von Omsk nach Novosibirsk – Cowboys, Walderdbeeren und Mückenplage

Gestern wollte der Poet die 660 Kilometer von Omsk, der grünen Stadt an der Om, nach Novosibirsk, der inoffiziellen Hauptstadt Sibiriens überwinden. Die ersten 100 Kilometer lief alles wie am Schnürchen. Ich hatte mich gerade an die Autobahn gestellt, da hielt auch schon Kostja in seinem nagelneuen Skoda und nahm mich mit. Die etwa 100 Kilometer schafften wir in 40 Minuten. Dort ließ Kostja mich an einer großen Raststätte raus und fuhr weiter zu seiner Familie aufs Dorf.

An der Tankstelle standen ziemlich viele LKWs, die ich alle abklapperte. Keiner der Fahrer wollte mich mitnehmen. Dann fuhr ein Truck mit ukrainischem Kennzeichen an die Zapfsäule. Der Fahrer meinte, er würde mich mitnehmen, könne aber nur noch etwa drei bis vier Stunden weiterfahren und müsse dann pausieren, weil er nach Tachograph fahre, also bestimmte Lenk- und Ruhezeiten einhalten müsse. Vier Stunden Fahrt, das entspricht etwa 300 Kilometern, er würde mich also meinem Ziel ein großes Stück näherbringen. Ich stieg ein.

An den Namen des Fahrers kann ich mich leider nicht erinnern. Er sah jedoch beinahe aus, wie die Torwartlegende Sepp Maier, nur braugebrannt und ungepflegt. Von dem was Sepp sagte verstand ich fast nichts. Ob es daran lag, dass er ukrainisch sprach oder ob ich einfach zu müde war, um ihm zu folgen, weiß ich nicht. Zum Glück erzählte er nicht viel und so schwiegen wir uns die meiste Zeit an.

Der Regen der letzten Tage hatte die trockenen Steppen, an denen ich vorbeifahre, in saftiges Grün verwandelt. Nun, auf dem Weg nach Novosibirsk grasen ab und zu Rinderherden nahe der Straße, begleitet von berittenen Hirten. Es gibt hier in Sibirien tatsächlich echte Cowboys. Ob sie wohl Marlboro rauchen? Dann gibt es auf einmal unzählige Menschen, die gebückt irgendwo in den Wiesen hocken. Was sie dort tun wurde mir erst etwas später klar. Sie sammeln eine Art Walderdbeeren, um sie dann am Straßenrand an vorbeikommende Autofahrer zu verkaufen.

Als wir den Novosibirskaja Oblast erreichen ändert sich die Landschaft. Es gibt nun deutlich mehr Wälder und immer wieder Seen, kleine Tümpel und Sümpfe. Und noch etwas ist neu. Am Straßenrand gibt es in regelmäßigen Abständen Mülleimer und große Hinweisschilder mit der Aufschrift „Schützt den Wald“. Sollte die regionale Verwaltung hier etwa zu der Erkenntnis gelangt sein, dass man Natur nicht nur verschmutzen sondern auch schützen kann? Mülleimer und Hinweisschilder sind immerhin ein Anfang.

Dörfer werden nun immer seltener. Die Region scheint mit Fisch gesegnet zu sein. Ab und zu fahren wir an Autos vorbei, an denen man geräucherten Fisch kaufen kann. Auch ein paar freilaufende Pferdeherden sind zu sehen. Etwa 500 Meter neben der Autobahn führt seit ein paar Hundert Kilometern eine Reihe aus kleinen gelben Warntafeln entlang. Von hier fließt das berühmte sibirische Erdgas bis nach Westeuropa und sorgt dort für warme Stuben in kalten Wintern.

Nach etwa vier Stunden Fahrt hält Sepp kurz an. Er zieht irgendwelche Kabel unter dem Armaturenbrett hervor und fummelt daran herum. Zum Schluss schiebt er eine aufgebogene Büroklammer in eines der Kabel und schiebt mit einem zufriedenen Lächeln alles wieder hinter die Verkleidung. So fahren wir weiter, vielleicht eine oder zwei Stunden. Dann wiederholt er die Prozedur – nur, dass er die Büroklammer diesmal wieder entfernt. Kurz darauf fahren wir an einer Polizeikontrolle vorbei. Er scheint etwas aufgeregt zu sein, aber das legt sich schnell, als wir die Kontrolle passiert haben. Später erklärt er mir, was es mit dieser Büroklammer auf sich hat. Er überbrückt damit irgendeinen Kontakt und trickst den Tachographen aus. Dieser zeichnet dann die Fahrt nicht mehr auf, sondern verbucht die Zeit als Ruhephase. Kann man die Technik wirklich so leicht überlisten?

Und noch etwas ist komisch an seiner Fahrweise. Er beschleunigt seinen LKW immer auf ca. 90 km/h, nimmt dann den Gang heraus, lässt den Truck auf 50 bis 60 km/h ausrollen und beschleunigt dann wieder. Der Mann wird mir ein wenig unheimlich. Inzwischen ist es kurz nach 22:00. Die von Sepp zu Beginn angekündigten drei bis vier Stunden, die er noch fahren darf, sind lange überschritten. 60 Kilometer vor Novosibirsk fährt er auf einen Rasthof und macht sich bettfertig. Ich bin stinksauer. Warum fährt er nicht einfach noch eine Stunde weiter und bringt sich selbst und mich ans Ziel? „Das geht nicht, ich muss die Ruhezeiten einhalten.“, sagt Sepp. Ich stapfe zurück zur Straße um zu versuchen, jemanden zu erhaschen, der mich noch an diesem Tag bis Novosibirsk bringt.

Aussichtslos! Es ist schon fast dunkel und niemand hält mehr an. Und noch dazu werde ich von den Mücken fast aufgefressen. Die vielen Tümpel und Sümpfe in der Umgebung bieten perfekte Bedingungen für die Eiablage und die armen Tramper, die nach Osten wollen, sind eine noch bessere Nahrungsquelle. Innerhalb von 10 Minuten habe ich gefühlte 200 Mücken erschlagen und bin von ebensovielen gestochen worden. Ich flüchte zurück zu Sepp und frage, ob ich bei ihm im LKW schlafen kann. Wir trinken noch mit ein paar anderen Truckern ein Feierabendbier und dann krabbeln wir auf die Liegen im hinteren Teil der Fahrerkabine. Eigentlich ist es gar nicht so unbequem. Man hat deutlich mehr Platz, als beispielsweise in einem Schlafwagen. Wenn Sepp doch nur nicht so erbarmungslos schnarchen würde. Vor dem Einschlafen frage ich noch, wann er am nächsten Morgen weiterfahren will. „Aach!“, winkt Sepp ab, „Spät! Erst gegen 10:00 oder 11:00, ich muss jetzt 12 Stunden Pause machen.“

Um 8:00 morgens sitzt Sepp wieder am Steuer und fährt weiter. Nach 20 Minuten hält er an der nächsten Tankstelle. „So“, sagt er, „weiter kann ich nicht fahren, jetzt muss ich erstmal Pause machen.“ Ich habe genug von Sepp, verabschiede mich und steige aus. An der Straße wartet noch ein Tramper. Er ist aus dem Kaukasus und will zu seiner Freundin nach Krasnojarsk. Ich spreche den Fahrer eines PKWs an, der gerade tankt. „Wie viel zahlst du denn?“, will der Mann wissen. Ich überlege kurz ob es mir die letzten Kilometer noch wert sind, dafür Geld zu zahlen und sage dann: „200!“ (200 Rubel = ca. 5 €)

Für die 200 Rubel werde ich sogar bis zum meinem Couchsurfing-Host vor die Haustür gefahren. Der, der mich da mitnimmt ist Polizist. Er und sein Kollege sind gerade auf dem Weg zur Arbeit und haben neben mir noch einen weiteren zahlenden Fahrgast auf der Rückbank, um sich etwas dazuzuverdienen. Den Rest des Tages verbringe ich mit Ivan und seiner Freundin Vera. Am Abend machen wir gemeinsam Pelmeni – die Echten, die Sibirischen.

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Per Anhalter… zum Baikalsee http://ufa.platforma09.de/?p=599 http://ufa.platforma09.de/?p=599#comments Fri, 09 Jul 2010 21:37:24 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=599 Etappe 2: Von Tscheljabinsk nach Omsk – Eine unruhige Nacht

Der Tag beginnt erneut mit einem Fehlstart. Der Bus zum Startpunkt, den mir Misha empfohlen hatte, fährt nur alle 4 Stunden. Ich irre eine ganze Weile in Gazelkas durch kleinere Dörfer am Stadtrand von Tscheljabinsk. Als ich endlich an der Autobahn stehe, ist es bereits Mittag. Die Straße ist an dieser Stelle sehr wenig befahren. Die meisten Autos biegen einige hundert Meter vorher ins nächste Dorf ab. Niemand hält an um mich mitzunehmen. Etwa einen Kilometer weiter hält ein LKW am Straßenrand – der Fahrer verschwindet kurz im Wald. Ich nehme die Beine in die Hand. Als ich den Wagen erreiche steigt der Fahrer gerade wieder auf seinen Bock. Meine Bitte, mich mitzunehmen, lehnt er grimmig ab und fährt los. Umsonst gerannt.

Von dieser Stelle aus ist in der Ferne eine Tankstelle zu sehen und regt Hoffnung in mir. Kommt der Poet vielleicht heute doch noch ans Ziel? Die Tankstelle ist fast menschenleer. Nur zwei LKWs stehen in der Mittagshitze. Im ersten Führerhaus ist niemand zu sehen, aber das zweite verspricht mehr Glück. Bei laufendem Motor sitzt der Fahrer in seiner Kabine und telefoniert, die Tür ist offen. Der Mann ist etwa Ende 40 und braungebrannt. Sein Haar hat bereits deutlich an Fülle verloren, in seinem Mund nur noch wenige Zahnstummel. Als er sein Gespräch beendet hat frage ich, wohin er fährt. Ich muss beinahe brüllen um den laufenden Motor zu übertönen. „Ich will nach Hause.“, sagt er und deutet auf sein Nummernschild. Auf jedem russischen Kennzeichen ist in der oberen rechten Ecke ein zwei- oder dreistellige Nummernkombination zu finden, die Auskunft darüber gibt, aus welchem Gebiet das Fahrzeug stammt. Es gibt allerdings 83 solcher Gebietskennzahlen und zahlreiche weitere Zusatznummern – kurz gesagt, der Poet hatte keine Ahnung, was die Nummer auf dem Kennzeichen des LKWs zu bedeuten hatte. Der Fahrer erkennt meine Ahnungslosigkeit und hilft aus. „Ich fahre nach Kemerowo.“, erklärt er – eine Stadt etwas östlich von Novosibirsk. „Wahnsinn!“, denke ich, das ist genau meine Richtung. „Nehmen sie mich bis nach Omsk mit?“ schreie ich gegen den Motor. Er reagiert abweisend, sagt aber nicht nein. Der Poet wittert seine Chance. Ich verwickle ihn in ein Gespräch. Ein bisschen Smalltalk und dann versuche ich meine „deutschen“ Mitbringsel ins Spiel zu bringen, die ich im Rucksack habe. Den Likör lehnt er ab: „Ich trinke nicht.“ Als ich ihm meinen Kaffee zeige, wird er doch langsam schwach. Nach 20 Minuten habe ich ihn bequatscht – tatsächlich, er nimmt mich mit, fast 1000 Kilometer bis nach Omsk.

Es geht los, meine erste Fahrt in einem LKW – Fabrikat Volvo. Der Fahrer – er heißt Slava – erzählt viel. Ich kann mich ausruhen und muss nur zuhören. Zum Glück haben mich meine ufaer Freunde umfassend in den russischen Schimpfwortschatz eingewiesen. Slava bedient sich dieses Vokabulars sehr großzügig, kein einiger Satz geht ihm ohne Fluch über die Lippen. Hinter uns im Sattelauflieger befinden sich knapp 20 Tonnen Abflussrohre. 20 Tonnen – das ist die Last, die auf russischen Straßen maximal zugelassen ist. An der nächsten Polizeistation am Straßenrand müssen wir über eine LKW-Wage fahren. Was es nicht alles gibt! Die Polizisten winken uns durch – alles in Ordnung.

Über Funk gibt es ab und zu Durchsagen von anderen Fahrern über Polizeikontrollen entlang der Autobahn. Dann ertönt plötzlich eine Frauenstimme. Ich verstehe nicht was sie sagt und frage Slava. Er lacht laut: „Das ist Reklame für einen Puff!“ Die Frauenstimme, die also aus einer etwas speziellen Raststätte irgendwo in der Nähe gekommen war, hatte die Vorzüge des Etablissements aufgezählt und potentiellen Kunden auch noch ein kostenloses Begrüßungsbier versprochen.

Slava kommt mit seinem Truck gerade aus Moskau. Von Kemerowo nach Moskau und zurück, diese Strecke fährt er immer. Früher ist er eine andere Route Richtung Osten bis nach Wladiwostok gefahren. „Zum Glück ist das vorbei“ sagt er. Die Straßen werden dort im Osten immer schlechter und man braucht für eine Fahrt deutlich länger als bis nach Moskau. Auf einer dieser Fahrten hat er auch seine Zähne verloren. „Meine Firma hatte gerade neue Sattelschlepper gekauft und von russischen KAMAZ auf amerikanische Freighliner-Trucks umgestellt.“, erzählt er. Bei einer seiner ersten Fahrten – es war mitten im sibirischen Winter – sei plötzlich die gesamte Elektronik ausgefallen, inklusive der Kabinenheizung. Er hatte von der Firma keine Einweisung bekommen, wie man solch einen Defekt repariert und so ist er in seinem LKW fast erfroren. Irgendwann hat ihm dann doch noch ein anderes Auto geholfen, sonst hätte er weit mehr verloren, als nur ein paar Zähne.

Die Landschaft durch die wir fahren ist sehr flach. Ab und zu gibt es ein paar Tümpel oder kleine fast ausgetrocknete Bäche, Bäume sind nur selten zu sehen. Eine trockene, gelblich-braune Graslandschaft erstreckt sich auf beiden Seiten der Straße bis zum Horizont. Leere Wasserflaschen wirft Slava einfach aus dem Fenster. Meinen bösen Blick kommentiert er mit einem Grinsen. „Das machen hier alle so, das schafft Arbeitsplätze“, rechtfertigt er sich. Wenn hier tatsächlich alle Leute ihren Dreck einfach aus dem Autofenster werfen, dann ist der Straßenrand erstaunlich sauber, denke ich bei mir. Er erzählt von Arbeitslosen die für ein wenig Geld in Bussen hierher gebracht werden und dann den Müll einsammeln dürfen.

Als es dunkel wird, beginnt es zu regnen. Die Qualität der Autobahn verschlechtert sich deutlich, die Straßen werden enger. Ich nicke ständig ein und werde von der holprigen Fahrt durch unzählige Schlaglöcher immer wieder unsanft aus dem Schlaf gerissen. Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun. Die Straße ist durch Regen und Dunkelheit kaum mehr zu erkennen. Und müsste mein Fahrer nicht auch irgendwann mal eine Pause machen? Was ist wenn er am Steuer einschläft? Ich schiele ständig zu ihm hinüber. Nein! Er ist hellwach, fährt sehr sehr sicher und vorsichtig. Ich beruhige mich etwas.“ Schließlich ist das hier sein Job“, mache ich mir selbst Mut, „er wird uns schon heil durch die Nacht bringen.“ Kurz nach Mitternacht stockt mir der Atem. Wir fahren an einem Unfall vorbei. Ein anderer LKW liegt kopfüber im Straßengraben. Über Funk erfahren wir, was passiert ist. Ein blauer Kleinwagen ohne Kennzeichen und Beleuchtung ist vor dem LKW plötzlich auf die Autobahn gefahren. Der LKW-Fahrer hatte versucht auszuweichen und dabei aber die Kontrolle verloren, der LKW hatte sich mehrfach überschlagen. Mit einem Mal ist meine Angst wieder da. Ich bin kurz davor einfach auszusteigen – trotz Regen, trotz Dunkelheit – um dann erst am nächsten Tag im Hellen wieder irgendwie weiterzukommen. Nur Slavas erstaunlich sicherer Fahrstil hält mich davon ab.

In der nächsten Kleinstadt halten wir kurz an einer Tankstelle um Wasser zu kaufen. Als wir wieder einsteigen hält Slava kurz inne. An der Tankstelle steht ein Auto, blau, ohne Kennzeichen, kein Licht. Ist das der Unfallverursacher? Slava versucht noch einmal Informationen über Funk zu bekommen – niemand antwortet. Wir fahren weiter. Ich kann mich vor Müdigkeit nicht mehr auf meinem Stuhl halten und krieche nach hinten, auf eine der Liegen. Als ich aufwache sind wir schon in Omsk. Es ist 5:00 morgens. Slava kocht auf einem kleinen Gasherd in der Kabine Tee, dazu gibt es Kekse und eine Art Salzstangen, nur ohne Salz. Wir quatschen noch eine Weile sehr herzlich. Dann ist es Zeit sich zu verabschieden. Ich schenke ihm den versprochenen Kaffee. Slava druckst etwas herum und fragt dann doch noch nach dem Likör. Von wegen, er trinkt nicht. Für seine Windschutzscheibe bekommt er noch ein kleines Kuscheltier in den deutschen Nationalfarben.

Ich nehme den allerersten Trolleybus an diesem Morgen. Um 6:30 stehe ich bei Roman (meinem Couchsurfing-Host) vor der Tür. Er will gerade zur Arbeit. Kurz zeigt er mir noch die Luftmatratze und das Bettzeug, dann verschwindet er. Ich lasse mich auf die Matratze fallen und schlafe sofort ein.

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Per Anhalter… zum Baikalsee http://ufa.platforma09.de/?p=591 http://ufa.platforma09.de/?p=591#comments Wed, 07 Jul 2010 18:06:24 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=591 Etappe 1: Von Ufa nach Tscheljabinsk – „Wie dämlich kann man eigentlich sein? Du wirst hier bis morgen früh stehen!“

Um 7:00 klingelt der Wecker. Rucksack und Frühstück sind schon vorbereitet. Kurz nach neun Uhr steht der Poet an der Autobahn M5 und streckt seinen Daumen Richtung Tscheljabinsk in die Höhe. Das Autobahnkreuz ist hier in alle Richtungen dreispurig ausgebaut und die Autos rasen in hohem Tempo vorbei. Schnell ist klar, hier wird niemand anhalten um mich mitzunehmen. Trotzdem versuche ich es noch an einigen anderen Stellen. Vor und hinter der Auffahrt, in der nächsten Kurve – nichts! Nach drei Stunden gebe ich auf. Meine Straßenkarte zeigt noch eine zweite Möglichkeit, auf diese Autobahn zu kommen. Ganz im Norden Ufas gibt es eine Zubringerstraße, vielleicht kommt man von dort besser los.

Mit dem Bus fährt der Poet bis zum Motorenwerk UMPO. Näher kommt man mit dem ÖPNV nicht an die M5. Also: Neuer Versuch – Daumen raus. Und siehe da, es funktioniert. Nach zehn Minuten sammelt mich Albert auf seinem Nachhauseweg ein. Er ist Tatare, Taxifahrer von Beruf und wohnt in einem kleinen Dorf, etwas außerhalb von Ufa, aber direkt neben der Autobahn. Am Eingang des Dorfes steht eine Polizeikontrolle, mehrere Milizionäre tragen Maschinenpistolen um den Hals. Die schwere Bewaffnung der Polizisten fällt mir zwar auf, aber ich frage Albert zunächst nicht danach. Er will wissen, ob ich irgendwelche deutschen Souvenirs bei mir habe. „Selbstverständlich“, denke ich, „mein Rucksack ist voll davon“. Aber ich beschließe ihn noch ein bisschen auf die Folter zu spannen. „Ein paar Kühlschrankmagneten mit Berlinfoto, eine Tasse in den Farben der deutschen Flagge…“ lasse ich Albert wissen. Er ist enttäuscht. „Was hältst du von deutschem Likör?“ Seine Augen leuchten. „Kann ich dir eine Flasche abkaufen?“ fragt er. Ich schenke sie ihm: 0,2 l Wilthener Gebirgskräuter. Am Ende des Dorfes ist wieder eine Polizeikontrolle und erneut sind die Milizionäre mit MPs bewaffnet. Nun frage ich doch nach. „Naja“, meint Albert, „das ist ein besonderes Dorf. Hier sind solche staatlichen…naja…staatliche…“ Er weiß nicht wie er es erklären soll. Oder verstehe ich es nur nicht? Wir sind schon fast an der Autobahn. Ich frage ihn nach einem Interview für Baschkirienheute. Der Sache mit dem abgesicherten Dorf muss ich auf den Grund gehen. Albert zögert erst, stimmt dann aber zu und gibt mir seine Telefonnummer.

Als nächstes nehmen mich zwei baschkirische Brüder mit. Lion und Fail sind beide schon geschieden und zeigen mir stolz Fotos von ihren Söhnen. Lion ist Soldat und in Tschetschenien stationiert. Auf meine Frage nach dem Tschetschenienkrieg sagt er: „Es geht um Öl, um nichts anderes als um Öl.“ Diese Antwort erinnert mich an ein Erlebnis am halleschen Rennbahnkreuz. Im letzten Sommer traf der Poet dort nachts einen gebürtigen Tschetschenen an der Straßenbahnhaltestelle. Auch er hatte mir erzählt, das der Grund für die Kriege in der Kaukasusrepublik allein der Kampf um das Erdöl sei. „Schon wenn man dort einfach nur in seinem Vorgarten buddelt, sprudelt einem das Öl entgegen.“ hatte er gesagt.

Auf meinem Weg nach Tscheljabinsk bin ich inzwischen mitten im Uralgebirge. Traumhaft schöne Birkenwälder säumen die Straße. In den malerischen Tälern liegen süße kleine Dörfer. Ab und zu auch ein Städtchen. Hier reihen sich die Holzhäuser dicht gedrängt aneinander und in der Mitte ragt ein dicker Plattenbauklotz in den Himmel. Man sollte meinen, diese Geschmacklosigkeit aus der Sowjetzeit würde die Postkartenidylle völlig zerstören. Stattdessen finde ich sogar gefallen an diesem Anblick. Es hat etwas interessantes, futuristisches.

Kurz hinter der Stadt Sim setzen mich Fail und Lion an einer Raststätte ab. Es ist kurz nach fünf Uhr am Nachmittag. Etwa ein Drittel der 400 km bis Tscheljabinsk sind geschafft. Ein Restaurant, eine Tankstelle, mehrere kleine Holzbuden, an denen man fast alles kaufen kann, vom Autoersatzteil, über die Anglerausrüstung bis zum Gartenpool. Ein paar Trucker sitzen in der Sonne und genießen ihre Pause bei einer Runde “Nardy” (russische Version von Backgammon). Die vorbeirasenden LKWs wirbeln dicke Staubwolken auf. Mein ausgestreckter Daumen scheint hier wieder niemanden zu interessieren, es hält kein einziges Auto. Nach zwei Stunden beginne ich damit, auch die pausierenden Trucker zu fragen, ob sie mich mitnehmen. Wieder nichts – keiner der LKWs fährt nach Tscheljabinsk. Um 21:00 habe ich mich langsam damit abgefunden, dass ich diese Nacht wohl im Wald, oder im nächsten Dorf schlafen muss. „Was für ein toller Start!“, denke ich bei mir. „Schon an der ersten Etappe gescheitert“, würde der Blogeintrag heißen. Einer der Budenverkäufer winkt mich zu sich. „Wie dämlich kann man eigentlich sein“, macht er mich an, „du wirst hier bis morgen früh stehen!“ An der Tankstelle hält ein Lada. Der Fahrer sieht völlig entnervet aus. Soll ich ihn fragen oder lasse ich ihn lieber in Ruhe? Ich frage. Volltreffer! Der Mann ist furchtbar schlecht gelaunt, aber er fährt direkt nach Tscheljabinsk und nimmt mich mit.

Im Auto sagt er kein Wort. Der Poet schläft ein. Als ich aufwache scheint sich die Laune des Fahrers gebessert zu haben. Er ist Redakteur bei einer tscheljabisnkaer Anzeigenzeitung. Ab und zu stehen dunkle Rauchwolken über den Bäumen. Waldbrände – es hat seit Wochen nicht geregnet. Etwas später essen wir an einer Raststätte Abendbrot. Ich muss auf die Toilette, aber ich traue mich nicht. Was ist, wenn der Mann jetzt einfach ins Auto steigt und mit meinem Rucksack abhaut? Es wird nun schnell dunkel. Die Trasse hat gute Landstraßenqualität, nur manchmal gibt es Abschnitte mit riesigen Schlaglöchern.

Nachts um 1:00 sind wir in Tscheljabinsk. Ich werde noch bis vor die Tür meines Couchsurfing-Hosts gefahren. Ich übernachte bei Misha. Es gibt noch eine Tasse Begrüßungstee und danach falle ich todmüde ins Bett. „Dieser Mann war so nett zu mir“, denke ich vor dem Einschlafen, „er nimmt mich 300 km in seinem Auto mit, fährt mich mitten in der Nacht noch zu meiner Unterkunft und ich kenne noch nicht einmal seinen Namen.

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Kein Interview mit Natalja: „Ich muss hier noch ein paar Jahre arbeiten.“ http://ufa.platforma09.de/?p=581 http://ufa.platforma09.de/?p=581#comments Wed, 30 Jun 2010 13:53:37 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=581 Natalja, die ihren richtigen Namen nicht im Internet lesen möchte, ist Zugbegleiterin und arbeitet schon ihr halbes Leben bei der russischen Eisenbahn. Ihre zwei inzwischen erwachsenen Kinder hat sie allein großgezogen. Zehn Tage Zugfahren, 5 Tage frei und dafür 10.000 Rubel (ca. 260 €) pro Monat – das ist ihr Leben.

„Na, können sie nicht schlafen?“, will sie wissen. Es ist 2 Uhr morgens, irgendwo nördlich von Moskau. Ihre Kollegin kann sich gerade für ein paar Stunden ausruhen. Je zwei Zugbegleiter sind in russischen Fernzügen für die Betreuung eines Wagons zuständig. „Wollen sie an einer Fahrgastbefragung teilnehmen?“, bietet mir Natalja an. Sie stellt ein paar Fragen. „Wie zufrieden sind sie mit dem Zug? Machen wir unsere Arbeit gut?“ Was soll ich sagen? Die Lüftung des Wagons ist kaputt. Tagsüber schmoren die Fahrgäste bei unerträglichen 36 °C. Jetzt in der Nacht sind es immer noch fast 30 °C. Beim Samowar funktioniert die Wasserzufuhr nicht richtig – ständig ist das heiße Wasser alle. „Ja!“, stimmt Natalja zu, „Früher war das alles anders. Da hatten wir immer jemanden, der das repariert hat, aber heute! Heute ist ständig irgendetwas kaputt!“

Und so beginnt sie zu klagen. Die Arbeit ist so furchtbar anstrengend. Fünf Tage am Stück arbeitet sie, 24 Stunden am Tag ist sie im Dienst. Und dafür einen Hungerlohn, von dem sie nicht leben kann. Zum Glück bekommt sie von ihren Eltern Obst und Gemüse aus dem Garten.

Einige ihrer jungen Kolleginnen hätten es richtig gemacht. Sie hätten einen Ausländer geheiratet und wären in die USA oder nach Deutschland gegangen. Aber sie selbst? Nein! Sie ist doch hier zu Hause, was soll sie schon im Westen. Ich frage sie, ob sie nicht bereit wäre, uns ein Interview zu geben und Baschkirienheute über ihr Leben als Zugbegleiterin zu erzählen. Natalja lehnt ab. „Nein!“, sagt sie, „Ich hätte ganz gewiss nichts positives zu berichten und das fänden meine Vorgesetzten gar nicht lustig.“ „Und wenn wir Ihnen einen anderen Namen geben?“, versuche ich es noch einmal. Sie will nicht. „Ich arbeite hier schon so lange, die Leute kennen mich und meine Meinung. Ich muss hier noch ein paar Jahre arbeiten, bevor ich in Rente gehe.“

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Русское Пиво – Russisches Bier http://ufa.platforma09.de/?p=547 http://ufa.platforma09.de/?p=547#comments Wed, 16 Jun 2010 08:53:30 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=547 Welches Getränk fällt einem als erstes ein, wenn man an Russland denkt? Natürlich Wodka. Das Klischee vom Wodka trinkenden Russen ist wohl das am meisten verbreitete vom diesem Land. Inzwischen sollte sich aber herumgesprochen haben, dass natürlich nicht alle Russen täglich mindestens eine Flasche Klaren vernichten, genauso wenig, wie jeder Deutsche täglich Bratwurst mit Sauerkraut isst und sich dazu ein frisch gezapftes Weißbier schmecken lässt. Trotzdem – jedes Stereotyp hat auch immer einen wahren Kern – hat das Wodkatrinken im größten Land der Erde durchaus Tradition.

DSCN4588Inzwischen hat aber auch Bier stark an Bedeutung gewonnen. Viele ausländische Brauereien haben den diesbezüglich noch lange nicht gesättigten russischen Markt erobert und expandieren weiter. Ebenso gibt es unzählige russische Hersteller, die ihren ausländischen Konkurrenten den Kampf angesagt haben. Am bekanntesten, auch über die Landesgrenzen hinaus, ist wohl die Marke Балтика (Baltika). Pils, Weizen, Starkbier oder Alkoholfrei, all das produzieren auch russische Firmen in zweifellos guter Qualität und Балтика ist damit sogar zur zweitgrößten Brauerei Europas aufgestiegen (nach Heineken).

Ein paar Besonderheiten, vor allem was die „Verpackung“ angeht, gibt es bei russischem Gerstensaft allerdings. Den in Deutschland sehr verbreiteten Bierkasten beispielsweise sieht man hier eher selten. Stattdessen gibt es das Gebräu nicht nur in 0,33- oder 0,5-Liter-Flaschen, sondern auch in weit größeren Füllmengen bis 2,5 Liter. Auch die in Deutschland seit Einführung des Dosenpfandes fast völlig verdrängte gute alte Bierdose hat in Russland überlebt. Ein Pfandsystem nach deutschem Muster ist hier unbekannt.

DSCN4584Für alle Freunde des „frisch Gezapften“ hat Russland noch ein kleines Highlight zu bieten. Es gibt spezielle Geschäfte, in denen man sich eine große Auswahl an verschiedenen Bieren direkt aus dem gekühlten Fass in eine 0,5-, 1- oder 1,5-Liter-Flasche zapfen lassen kann. Was man also sonst nur in der Kneipe oder auf Straßenfesten bekommt, gibt es hier zum Mitnehmen für zu Hause.

Ähnlich wie bei den Sakuzki zum Wodka (der Happen nach dem Schluck), war die russische Küche auch sehr erfinderisch, was kleine Beilagen und Snacks zum Bier angeht. So wird neben den auch in Deutschland bekannten Pistazien oder Chips hier in kleiner Runde z.B. gesalzener Trockenfisch gereicht. Ebenso beliebt sind geröstete und aromatisierte Brotsticks oder ein besonderer, kunstvoll zu einem Zopf geflochtener Räucherkäse.

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