Poeten in Ufa » Ufa http://ufa.platforma09.de Thu, 10 Feb 2011 09:53:04 +0000 DE-de hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.4.1 Der unfreundliche Einzelhandelsrusse – Ein menschlicher Widerspruch http://ufa.platforma09.de/?p=689 http://ufa.platforma09.de/?p=689#comments Thu, 10 Feb 2011 09:53:04 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=689 Russen lächeln im Alltag wenig. Das ist ein nicht ganz unbekanntes Klischee. Auch vielen deutschen Russlandreisenden fällt auf: Ob beim Konduktor im Bus, beim Kellner oder beim Kassierer im Supermarkt, die Sache mit der Kundenfreundlichkeit haben die Russen anscheinend noch nicht ganz verinnerlicht. Häufig fühlt man sich nicht als König Kunde.

Warum das so ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Manche sagen, die russischen Löhne seien viel zu gering. Von der schlecht bezahlten Kassiererin zu verlangen, auch noch zu lächeln und dem Kunden noch einen schönen Tag zu wünschen, das sei ungerecht. Andere sagen, die Menschen in Russland hätten generell nicht viel zu lachen. Der harte Alltag, die allgegenwärtige Willkür, wie soll man da noch freundlich bleiben? Auch Tolstoj wird in diesem Zusammenhang gern zitiert: „Wenn schon lieben, dann von Herzen, wenn schon drohen, dann nicht zum Scherzen, (…) wenn schon strafen, dann gerecht, wenn schon feiern, dann bezecht!“ Wenn es also nichts gibt, worüber man sich wirklich freuen kann, warum sollte man dann lachen?

Nun ist es ja in unserer westlichen, sehr auf Konsum und Profit ausgerichteten Gesellschaft zur Normalität geworden, in jedem Geschäft herzlich begrüßt, nett bedient und mit wohlwollend freundlichem Lächeln wieder verabschiedet zu werden. Was wir jedoch inzwischen schon fast vergessen haben: Die Bäckersfrau muss nicht wirklich fröhlich sein, nur weil sie grinst. Der Frisör fragt uns nicht wie es uns geht, weil es ihn tatsächlich interessiert. Und die Verkäuferin im Baumarkt sagt zu ihrem Kunden nicht, er möchte sie doch bitte bald wiederbeehren, weil sie sich unsterblich in ihn verliebt hat. All diese Menschen sind nett, weil es heute zu ihrem Job gehört. Es ist Teil ihrer Arbeit und sie werden dafür bezahlt. Die Freundlichkeit, die Emotionen und Gefühlsregungen sind ein Produkt geworden, das der Kunde mit einkauft. Die eigentlich menschliche Beziehung zwischen dem Verkäufer und dem Kunden verschwindet dabei und wird überlagert vom wirtschaftlichen Kalkül, von der Hoffnung auf größeren Umsatz durch aufgesetzte, unmenschliche Freundlichkeit.

Ist das tatsächlich wünschenswert? Ist es uns inzwischen wirklich lieber, aufgesetzt nett behandelt zu werden, als einem menschlichen Menschen, mit menschlichen Emotionen gegenüberzutreten? Und ist es tatsächlich kritikwürdig, dass sich diese Form der Täuschung in Russland bisher nicht durchsetzen konnte? Oder sollten wir nicht vielmehr neidisch und anerkennend gen Osten blicken und gutheißen, dass sich die Russen ihre Menschlichkeit bisher bewahren und sich nicht von der Konsumgesellschaft dazu verleiten lassen, selbst ihre Gefühlsregungen noch zu verkaufen?

Die Antwort auf diese Frage muss sich wohl jeder selbst geben. Aber wenn ihnen das nächste Mal ein grimmiger Konduktor das Geld für die Busfahrt abknöpft, oder wenn es die Kassiererin beim Herausgeben des Wechselgeldes mal wieder nicht schafft, ihnen freudestrahlend in die Augen zu blicken und ihnen ein „Vielen Dank für Ihren Einkauf“ nachzujauchzen, dann seien sie versichert, diese Menschen meinen es ehrlich mit ihnen. Sie treten ihnen als Menschen gegenüber. Und bitte nehmen sie es nicht persönlich, denn der Kassiererin sind sie genauso egal, wie die Dame auch ihnen nicht unbedingt die Welt bedeutet.

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Liebe Leser… http://ufa.platforma09.de/?p=674 http://ufa.platforma09.de/?p=674#comments Mon, 29 Nov 2010 18:12:21 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=674 …leider sind nun schon seit einiger Zeit keine Beiträge der beiden Ufapoeten mehr erschienen. Das liegt daran, dass unser Projekt für dieses Jahr beendet ist und wir nicht mehr in Ufa weilen. Die Freunde Baschkortostans e.V. arbeiten jedoch daran, dass es bald wieder neue Freiwillige gibt, die sich von Halle auf den Weg nach Ufa machen, um ein aufregendes Austauschjahr zu erleben und ihre Eindrücke mit Ihnen, unseren treuen Lesern, zu teilen. Die Webseite bleibt also weiterhin bestehen und wenn das Projekt fortgesetzt wird, dann wird es auch wieder Spannendes aus Ufa, Baschkortostan und Russland zu lesen geben, dann allerdings von neuen Ufa-Poeten. Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Wir verabschieden uns nun, danken für Ihr Interesse und wünschen Ihnen bereits jetzt eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Herzliche Grüße
Ihre Ufapoeten
Julia Hoppe und Tobias König

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Ein Orgelkonzert ohne Orgel – vom Improvisieren einer Gemeinde http://ufa.platforma09.de/?p=652 http://ufa.platforma09.de/?p=652#comments Thu, 23 Sep 2010 05:39:36 +0000 Julia http://poeten-in-ufa.de/?p=652 Mittwochabend, 19 Uhr. Geduldig warten die Besucher in der kleinen Kirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde auf die kommenden Klänge. Zeit, sich die kleine Steinkirche, die seit Beginn der Renovierungsarbeiten einen großen Fortschritt erlebt hat, genauer zu betrachten.

KirchenkreuzDie winzige Kirche erstrahlt mittlerweile zumindest innerlich in neuem Glanz. Während vor der Tür die Backsteine der Fassade teilweise noch immer im nackten Terrakottarot daliegen, zieren innerlich weißgeputzte Wände den Kirchraum und geben dem Raum einen leicht sterilen Schein. Sechs halbrunde hohe Plastikfenster mit Milchglasscheiben, auf die Pfarrer Minich besonders stolz ist, verhindern die Sicht auf die Baustelle. 14 geschliffene Birkenholzbänke bieten Sitzgelegenheit für die circa 50 Gäste. Ein ebenso schlichter hölzerner Altar mit Rednerkanzel und Holzkreuz schmückt den Altarraum. Sogar eine Heizung für die kalten Wintertage ist montiert und betriebsbereit. Weiße Lampen, die die Form eines Kronleuchters nachahmen, lassen die Kirche in hellweißem Licht erstrahlen.

Ja, gemütlich ist die renovierte Kirche bei weitem nicht, aber man spürt den Stolz der Gemeinde, auf den fertigen Innenraum. Pünktlich zum 100jährigen Jubiläum der Gemeinde sollten die Bauarbeiten fertig sein, zumindest das Herz des Gotteshauses konnte dem Anspruch gerecht werden.

Dennoch ließ sich die Gemeinde von den langjährigen Bauarbeiten nicht stören. Der wöchentliche Gottesdienst und der Bibelnachmittag am Mittwoch wurden vehement durchgeführt.

KircheEinen großen Traum hat die Gemeinde aber noch: eine echte Kirchenorgel. Dafür wird fleißig Geld gesammelt und gehofft. Doch auch vom fehlenden Instrument lässt die Kirchgemeinde nicht aus der Ruhe bringen. Ein e- Piano der Marke Casio gleicht die fehlenden Orgelklänge bisher aus.

Am gestrigen Tag, den 22.09.2010 fand der Abend der Kirchenmusik in der evangelisch-lutherischen Gemeinde der Stadt Ufa statt. Orgel- und Flötenmusik stand auf dem Programm. Durch vier Hände erklang auf der provisorischen Orgel Bachmusik. Es ist erstaunlich, wie gut solch ein kleines elektronisches Instrument den Klang einer Orgel nachahmen kann, doch es gelang mit Erfolg! Wenn auch nicht so kraftvoll und energiegeladen wie ein originales Pfeifenregisterinstrument, ergriffen Johann Sebastian Bachs Präludium in a-Moll, Toccata in d-Moll und Suite No. 3 trotzdem direkt das Herz. Ein Flötenduett und eine Suite für Flöte und Orgel bereicherten den Abend der Kirchenmusik, über dem Bach seine Hand hatte.

KonzertWas die Querflöte an Leichtigkeit mitbrachte, fehlte der Pseudoorgel an Schwermut und Kraft, dennoch verstanden es die Musiker mit höchster Professionalität, das Manko auszugleichen. „Eine echte Orgel ist natürlich unser Traum, aber in dieser kleinen Kirche reicht eigentlich das Piano aus, um den Raum akustisch zu füllen“, so Corinna Sons, die Organistin und Pianistin des Abends.

In den nächsten zwei Monaten soll im Innenraum ein Balkon errichtet werden, auf dem dann zukünftig eine richtige Kirchenorgel stehen und erklingen soll. Die Gemeinde hofft auf die Spende einer ausrangierten Orgel aus Deutschland oder den Niederlanden. Eine Organistin gibt es schon, wünschen wir der Gemeinde für die Zukunft und gerade für die Weihnachtszeit die Erfüllung ihres Traumes!

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Made in Baschkortostan: Flüssiges Gold der Leidenschaft http://ufa.platforma09.de/?p=638 http://ufa.platforma09.de/?p=638#comments Mon, 30 Aug 2010 11:05:45 +0000 Julia http://poeten-in-ufa.de/?p=638 Baschkortostan – Heimat von ungefähr 100 vielfältigen Nationen, unzähliger Wälder und Wiesen, einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt und gleichzeitig Geburtsort des einzigartigen baschkirischen Honigs. Er gilt als beliebtestes Mitbringsel der Republik, wird auf Verkaufsmärkten und auch im Internet als bester und reinster Honig weltweit angepriesen und ist wohl fast bei jedem Russen unabdingbarer Begleiter des täglichen Teegenusses.

Flüssiges GoldWas aber macht ihn so besonders und zum Aushängeschild Baschkortostans? Ist es der einzigartige Geschmack, der durch spezielle Pflanzenarten in der Umgebung zustande kommt? Ist es eine ausgefallene Herstellungsmethode, die den Honig besonders wertvoll macht? Oder sind es gar Inhaltsstoffe, die dem baschkirischen Gold zur Nummer 1 aller Honigsorten verhalfen? Fakt ist, dass Honig gewisse Heilungsprozesse beschleunigt und dass gerade dem Baschkirischen Honig besondere Heilungskräfte vorausgesagt werden.

Honig wird schon seit der Steinzeit von Menschen genutzt und galt bis zum 19. Jahrhundert als wichtigstes und einziges Süßungsmittel. Im antiken Ägypten erreichte er seinen Höhepunkt – er galt als „Speise der Götter“ und als „Lebend gewordene Tränen“ des Sonnengottes Ra. Selbst Ramses II lies sich sein Gehalt in Honig auszahlen. Mittlerweile gibt es in jedem deutschen Supermarkt verschiedene billige Gläser des süßen Goldes zu kaufen – doch weder Herkunft noch Herstellung sind immer eindeutig.

Beim baschkirischen Honig kann man sich sicher sein. Die Imkerei gilt vor allem in den unzähligen kleinen Dörfern der Republik als wichtige Einkommensquelle. Wiesen und Wälder geben den Bienen genügend Nahrung für den leckeren Honig.

Wolodja, 43 Jahre, hat sein Leben der Imkerei zugeschrieben. „Das Leben auf dem Dorf ist hart“, erzählt er. „Es gibt keine Arbeit für die Menschen. Wir alle leben von der Landwirtschaft, aber Geld bringt uns das nicht. Wir brauchen auch Mehl für Brot und Konfekt für die Kinder, das müssen wir irgendwie bezahlen.“ Das Leben eines Dorfbewohners schildert er sehr schwarz, keine Arbeit, keine Perspektive. Alkoholismus ist das größte Problem. Er selbst war Alkoholiker, bis er vor 6 Jahren die Reißleine zog. Nun ist er zweifacher Familienvater, arbeitet als Heizer und Monteur für die kleine Dorfschule und hat eine große Liebe: die Imkerei.

Als ihm vor acht Jahren zwei Bienenfamilien geschenkt wurden, kaufte sich Wolodja zwei Bienenhäuser und begann sich mit der Bienenzucht zu beschäftigen. Seine Informationsquelle waren für den völlig Ungelernten Bücher und seine Freunde. Mit leuchtenden Augen zeigt er Bilder aus dem zerfledderten „Schulbuch der Imkerei“, dem er sein ganzes Wissen verdankt. Er entwickelte sich schnell und gewann sogleich Freude am Neuen. Aus seinem spät entdeckten Hobby wurde Leidenschaft und aus den anfänglichen zwei Familien vier. Im letzten Jahr betreute Wolodja sieben Bienenhäuser, in diesem Jahr expandierte er schon auf 12 Bienenfamilien und im nächsten Jahr sollen es noch mehr werden.

WabenMittlerweile produzieren seine Bienen 200 Liter Honig pro Jahr, der in riesigen Töpfen im kleinen Häuschen gelagert wird. Auf dem Zentralmarkt in Ufa würde ein 3-Liter Glas seines Honigs wahrscheinlich 2000 Rubel einbringen, doch diese Möglichkeit ist ihm nicht gegeben.  Die größten Abnehmer seines vorzüglichen Honigs sind Familienmitglieder und deren Freunde. Diese bekommen den geschleuderten Bienennektar dann zum Freundschaftspreis von 1000 Rubel, oder gar geschenkt. „Einmal habe ich einen 35-Liter- Eimer verkauft, der hat unserer Familie dann diesen Staubsauger eingebracht“, erzählt er stolz und zeigt dabei auf ein riesig blaues Ungetüm, mit dem seine Frau nun freudig 3Mal am Tag das 1-Zimmer- Häuschen saugt.

„Leider habe ich nur Töchter“, berichtet Wolodja ein wenig enttäuscht, denn die Imkerei ist Männerarbeit und auch nicht ganz ungefährlich. Seine Frau höchstpersönlich hat eine Bienenallergie. „Dafür haben wir aber eine Salbe gegen die Schwellung“, sagt sie. „Und Marianna, unsere Jüngste wurde bisher noch gar nicht gestochen.“ Sie weiß, dass die Imkerei der Familie zumindest ein kleines Nebeneinkommen einbringt.

„Durch die große Hitze in diesem Jahr gibt es übrigens keinen Lindenhonig“, erwähnt Wolodja noch. „Leider. Denn der Lindenhonig ist einer der Besten aus Baschkortostan.“ Aber der Wildblütenhonig aus diesem Jahr ist auch ganz formidabel, wie es sich bei der Kostprobe beim Mittagstisch herausstellt.

Die Inhaltsstoffe und Pflanzenarten sind es wahrscheinlich nicht, die den Baschkirischen Honig zu dem machen, was er ist. Der Zauber liegt vielmehr in der Herstellung. Der Honig aus den baschkirischen Dörfern wird mit einer ganz besonderen Zutat versehen: der Leidenschaft. Und genau diese verleiht dem Honig einen ganz speziellen Geschmack, der ihm eindeutig den Goldrang aller Honige weltweit einbringt.

Wolodja NikolaewWolodja Nikolaew, 43 Jahre ist zweifacher Familienvater und seit 6 Jahren trockener Alkoholiker. Seinen Lebensmut verdankt er nicht zuletzt seiner Leidenschaft, der Imkerei, die ihn seit 8 Jahren beschäftigt. Seine Familie kommt aus dem mariischen Dorf Baiturowo, etwa 90 km nordöstlich von Ufa entfernt. Wolodja lernte in Ufa Radiotechniker, konnte aber im Dorf nie eine Arbeit finden.

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Sehr sehr heißes Sommerloch – Ach ja… und ein neuer Präsident http://ufa.platforma09.de/?p=615 http://ufa.platforma09.de/?p=615#comments Thu, 29 Jul 2010 10:16:39 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=615 Der europäische Teil Russlands erlebt derzeit den heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Ufa äußert sich das in Tagestemperaturen von über 35 °C. Auch nachts sinkt das Quecksilber schon seit Tagen nicht mehr unter 20°C. Sogar die Tagesschau sieht sich genötigt, darüber zu berichten:
Video: Schwarze Wolken über dem Roten Platz
Artikel: Dutzende Tote durch Brände in Russland
Video: Russen kämpfen verzweifelt gegen Feuerwalzen

Die beiden Poeten – inzwischen wohlbehalten aus den Weiten Sibiriens zurückgekehrt – verbringen die unerträgliche Hitze mit der Suche nach Abkühlung und der Hoffnung auf baldigen Regen. Sollten sich nämlich nicht demnächst die Schleusen des Himmels öffnen, dann könnte es sein, dass die für den Jugendaustausch Ufa-Halle geplante Paddeltour durch den Ural zu einer Trekkingtour wird. Denn ohne genügend Wasser im Fluss Belaja werden wir die Boote wohl tragen müssen.

Vor zweit Wochen, als die Poeten sich noch den frischen Seewind des Baikals um die Ohren wehen ließen, erreichte uns eine unerwartete politische Neuigkeit aus Baschkortostan. Der seit fast 17 Jahren amtierende Präsident Baschkortostans, Murtasa Rachimow, ist am 15. Juli zurückgetreten. An seine Stelle tritt nun kommissarisch Rustem Khamitov, bisher Manager bei der russischen Firma „РусГидро“ (RusHydro). Khamitov ist Sohn eines tatarischen Vaters und einer baschkirischen Mutter und dazu noch mit einer Russin verheiratet. Er spiegelt damit hervorragend die ethnische Vielfalt der Republik Baschkortostan wider.

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Ode an die Fanhysterie http://ufa.platforma09.de/?p=561 http://ufa.platforma09.de/?p=561#comments Sun, 20 Jun 2010 18:47:08 +0000 Julia http://poeten-in-ufa.de/?p=561 Während in Deutschland gerade bei jedem Deutschlandspiel der Fußballweltmeisterschaft die Straßen wie leergefegt aussehen und nach der 90. Minute eine Trötenparade durch jede Stadt zieht, verhält sich der Russe in seiner Fußballeuphorie eher bedeckt.

Als wir Freitagabend beim Deutschland- Serbienspiel voller Vorfreude ein semilautes Partyzelt mit Fernsehbildschirm entdecken, schlugen unsere Herzen höher. Zwischen Schaschlikgrill und Bassanlage kuscheln wir uns in die neu entdeckte Fußballnische. Doch trotz des exklusiven Open-Air- Übertragungs- Angebots blieben wir 5, gerade in Ufa wohnhaften Deutschen allein in unserer Euphorie.

Während wir jubelten und gequält über jeden Fehler des deutschen Teams ächzten, kreisten im Hintergrund im benachbarten Partyzelt die russischen Mädels ihre Hüften, quatschen und interessieren sich nicht die Bohne für das Spiel.

fußball

Nach dem Aus für Klose durch die rote Karte erklangen plötzlich 2 gehässig beglückte Männerstimmen im Hintergrund. Jede verpatzte Torchance für Deutschland wurde lautstark beklatscht – das 1:0 für Serbien gefeiert. Aber handelte es sich bei den 2 einsam jubelnden Männern etwa um Fans des serbischen Teams? Ich zweifle sehr stark daran. Eher tippe ich auf ungehemmte Schadenfreude.

Ein kurzer Rückblick: am 10.10.2009 stehen sich Russland und Deutschland im Vorentscheid zur WM Qualifikation gegenüber.  Deutschland sichert sich nach einem spannenden Duell und dem 1:0 durch Klose den direkten Weg nach Südafrika. Und die Russen? Die fluchten natürlich laut. Auch wir beiden Ufapoeten, die wir uns doch sehr auf eine aufgeregte Meute in den ufaer Sportbars zur WM 2010 gefreut hatten. Aus der Traum… Nun sitzen wir alleine mit unserer kleinen Deutschlandflagge und verfolgen ohne gemeinsame berlin-fanmeile-2Fanhysterie die Spiele.

Den beiden Herren im Hintergrund der Freilichtübertragung bleibt scheinbar statt Anfeuern der eigenen Mannschaft keine größere Genugtuung, als das Necken aller – wenn auch in Ufa gerade wahrscheinlich eher zahlenmäßig unterlegener euphorisierter Fußballfans.

Schade. Dabei macht doch gerade gemeinsame Tröten – und Jubelparade beim Public Viewing viel mehr Spaß.  SCHLAND, SCHLAND! Auch wenn du unsere 5 zarten Stimmchen aus der Ferne kaum hören magst – wir fiebern mit und würden uns beizeiten gerne in einen deutschen voll gefüllten schwarz- rot- gold geschmückten Biergarten mit Leinwand beamen und laut mitgrölen!

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Русское Пиво – Russisches Bier http://ufa.platforma09.de/?p=547 http://ufa.platforma09.de/?p=547#comments Wed, 16 Jun 2010 08:53:30 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=547 Welches Getränk fällt einem als erstes ein, wenn man an Russland denkt? Natürlich Wodka. Das Klischee vom Wodka trinkenden Russen ist wohl das am meisten verbreitete vom diesem Land. Inzwischen sollte sich aber herumgesprochen haben, dass natürlich nicht alle Russen täglich mindestens eine Flasche Klaren vernichten, genauso wenig, wie jeder Deutsche täglich Bratwurst mit Sauerkraut isst und sich dazu ein frisch gezapftes Weißbier schmecken lässt. Trotzdem – jedes Stereotyp hat auch immer einen wahren Kern – hat das Wodkatrinken im größten Land der Erde durchaus Tradition.

DSCN4588Inzwischen hat aber auch Bier stark an Bedeutung gewonnen. Viele ausländische Brauereien haben den diesbezüglich noch lange nicht gesättigten russischen Markt erobert und expandieren weiter. Ebenso gibt es unzählige russische Hersteller, die ihren ausländischen Konkurrenten den Kampf angesagt haben. Am bekanntesten, auch über die Landesgrenzen hinaus, ist wohl die Marke Балтика (Baltika). Pils, Weizen, Starkbier oder Alkoholfrei, all das produzieren auch russische Firmen in zweifellos guter Qualität und Балтика ist damit sogar zur zweitgrößten Brauerei Europas aufgestiegen (nach Heineken).

Ein paar Besonderheiten, vor allem was die „Verpackung“ angeht, gibt es bei russischem Gerstensaft allerdings. Den in Deutschland sehr verbreiteten Bierkasten beispielsweise sieht man hier eher selten. Stattdessen gibt es das Gebräu nicht nur in 0,33- oder 0,5-Liter-Flaschen, sondern auch in weit größeren Füllmengen bis 2,5 Liter. Auch die in Deutschland seit Einführung des Dosenpfandes fast völlig verdrängte gute alte Bierdose hat in Russland überlebt. Ein Pfandsystem nach deutschem Muster ist hier unbekannt.

DSCN4584Für alle Freunde des „frisch Gezapften“ hat Russland noch ein kleines Highlight zu bieten. Es gibt spezielle Geschäfte, in denen man sich eine große Auswahl an verschiedenen Bieren direkt aus dem gekühlten Fass in eine 0,5-, 1- oder 1,5-Liter-Flasche zapfen lassen kann. Was man also sonst nur in der Kneipe oder auf Straßenfesten bekommt, gibt es hier zum Mitnehmen für zu Hause.

Ähnlich wie bei den Sakuzki zum Wodka (der Happen nach dem Schluck), war die russische Küche auch sehr erfinderisch, was kleine Beilagen und Snacks zum Bier angeht. So wird neben den auch in Deutschland bekannten Pistazien oder Chips hier in kleiner Runde z.B. gesalzener Trockenfisch gereicht. Ebenso beliebt sind geröstete und aromatisierte Brotsticks oder ein besonderer, kunstvoll zu einem Zopf geflochtener Räucherkäse.

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Mittags-Entertainment http://ufa.platforma09.de/?p=541 http://ufa.platforma09.de/?p=541#comments Fri, 11 Jun 2010 16:27:17 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=541 Zurück aus dem Heimaturlaub führt der erste Weg den Poeten zum ufaer Ausländeramt, denn – jeder Ausländer muss sich in Russland mit seiner Migrationskarte (die er bei der Einreise erhält) innerhalb von drei Tagen an seinem Aufenthaltsort registrieren. Vorbildlich, alle Formulare schon ausgefüllt und die fällige Gebühr bereits bezahlt, betritt der Poet um 13:47 – also kurz vor der Mittagspause (14:00-15:00) die Amtsstube. Es handelt sich um einen kleinen stickigen Raum, in dem unzählige winzige Schalter befinden, hinter denen im Idealfall Beamten sitzen, an die man sich dann vertrauensvoll mit seinen Registrierungswünschen wenden kann. Geöffnet waren zwei Schalter. Der Raum war proppevoll…Litauer, Esten, Polen, Kasachen, Turkmenen, viele andere mehr und mittendrin der Ufapoet, alle darauf aus, noch vor der Mittagspause glücklich mit einem Registrierungsstempel wieder hinaus in die strahlende Mittagssonne treten zu können.

Nun galt es zuallererst in dem Gewusel das Ende der Warteschlange zu finden. Mit „Кто последний? Вы последний?“ (Wer ist hier der Letzte? Sind Sie der Letzte?) drängelte ich mich durch die Menge. „Nein, versuchen Sie’s mal dort hinten“, kam die Antwort. Das sollte eine Schlage sein? Sah mir eher nach einem Warteknäuel aus, aber was soll‘s. 13:50. Vor mir noch etwa 5 Leute. Ob das was wird? Abwarten und nur nicht wegdrängeln lassen!

Je mehr sich der große Zeiger der Zwölf näherte, desto unruhiger wurde die Atmosphäre. Ein Mann drängelt sich vor. „Wo wollen sie hin, stellen sie sich hinten an!!“, ruft eine Frau in leicht bissigem Ton. „Ich will nur was fragen“. „Was wollen sie denn fragen? Hören Sie, ich will hier noch vor dem Mittag fertig werden.“ „Ich will nur fragen ob ich das Formular richtig ausgefüllt hab.“ „Zeigen sie mal her!!“ Die Frau überfliegt das Formular des Mannes mit prüfendem Blick. „Alles richtig! Und jetzt stellen sie sich hinten an!“ Mit gesenktem Kopf tritt der Mann ab. „Nein!“, keift die Frau, die ihn begleitet. „Du gehst da jetzt hin und fragst ob das Formular richtig ausgefüllt ist!“. Sie nimmt die Sache selbst in die Hand.

Plötzlich geht es ganz schnell. Von überall wird gedrängelt und geschoben. Die Beamtinnen hinter dem Schalter weisen mehrere Leute wegen fehlender Formulare ab. Noch jemand drängelt sich vor. Eine Frau. Wieder die Frage: „Was wollen Sie?? Stellen sie sich hinten an!!“ „Ich will nur was fragen, geht ganz schnell!“ „Nein!! Sie gehen jetzt nach hinten!“ Sie drängelt weiter, fragt, und schiebt sich zurück. „Sehen Sie! Ich hab doch gesagt es geht ganz schnell”, sagt sie trotzig und mit bebender Stimme. Sie hat Tränen in den Augen.

14:00. Der Siedepunkt ist erreicht. Mehrere Frauen und eine der Beamtinnen beginnen sich anzubrüllen. Unbemerkt haben die Reinigungskräfte mit ihrer Mittagsschicht begonnen und bereits den halben Raum gewischt. „Hey! Wo laufen Sie denn lang?! Da ist schon gewischt! Das hab ich gerade sauber gemacht! Alle raus hier jetzt, es ist Mittagspause. Alle raus!“, schreit die Putzfrau.

Der Poet kann sich ein grinsen nicht verkneifen. Jetzt bin ich dran. Reiche meine Formulare durch das Fenster. Auch die Beamtin muss schmunzeln. Inzwischen haben die Putzfrauen alle anderen gewaltsam aus dem Raum gejagt. Ich bekomme meinen Stempel – als Letzter vor dem Mittag.

Puh! Wieder auf der Straße gönne ich mir zur Belohnung ein Becherchen Kvas. So unterhaltsam habe ich bisher leider noch kein deutsches Amt erlebt.

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Ufa – Flugzeugstadt http://ufa.platforma09.de/?p=528 http://ufa.platforma09.de/?p=528#comments Sat, 05 Jun 2010 17:54:40 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=528 Eine Seite, die wir von Ufa in unserem Blog bisher noch nicht beleuchtet haben, ist die Bedeutung der Luftfahrt für diese Stadt. Eigentlich ist Baschkortostan ja eher für die Erdölförderung und -Verarbeitung oder seinen köstlichen Honig bekannt. Von der geflügelten Fortbewegung hört man indes eher wenig und so mag es den Besucher der Hauptstadt Baschkortostans verwundern, wenn er an einigen Stellen ausgediente Flugzeuge am Straßenrand entdeckt.

DSCN4331Die Erklärung dafür ist simpel. Zum einen gibt es in Ufa ein großes Werk Namens „UMPO“ (russ. УМПО: Abk. für Ufaer Gesellschaft für Motorenproduktion). Diese Firma stellt hauptsächlich Flugzeugmotoren her und im Jahr 2007 arbeiteten hier noch über 20.000 Menschen. Die anhaltende weltweite Wirtschaftskrise hat aber auch vor UMPO nicht halt gemacht und so rutschte das Unternehmen in den letzten Jahren in die roten Zahlen und tausende Arbeiter verloren ihren Job. Eines der Flugzeuge, die man in Ufa auf offener Straße bewundern kann, steht vor diesem Werk. Mit einem Jagdflugzeug vom Typ Su-27 zeigt UMPO stolz, welche besondere Art von Triebwerken hier hergestellt wird.

DSCN4333Von Bedeutung ist auch die „Staatliche Ufaer Universität für Luftfahrttechnik“. Die hier erbrachten wissenschaftlichen Leistungen haben in Russland durchaus Gewicht. Den Campus der Universität ziert ebenfalls ein ausrangiertes Jagdflugzeug, diesmal vom Typ MiG-19.

In der Nähe des Tatarischen Theaters gibt es ein drittes Flugzeug zu sehen. Es handelt sich um eine Antonov vom Typ An-24. Dieses Modell wurde erstmals 1959 in Dienst gestellt, ist aber heute auf russischen Flughäfen nicht mehr zu finden. Warum die Maschine gerade an dieser Stelle ihre letzte Ruhe fand? Tja, da sind sich auch die Ufaer Flugzeugexperten nicht ganz sicher. „Vielleicht, weil dort gerade ein freier Platz war“, witzelt einer von ihnen.

DSCN4323Einige Ufaer haben das Fliegen auch für sich selbst entdeckt. So gibt es neben dem internationalen Flughafen, der etwas außerhalb der Stadt liegt, noch einen kleinen innerstädtischen Flugplatz namens „Zabelskij“. Hier ist ein Verein von begeisterten Hobbyfliegern zu Hause, die es auch allen Interessierten ermöglichen, einmal selbst ein Flugzeug zu lenken. Ein zehnminütiger Rundflug, bei dem nach kurzer Einweisung jedermann auch völlig ohne Vorkenntnisse einmal den Steuerknüppel übernehmen darf, kostet 1150 Rubel (ca. 30 €). Mehr Infos dazu gibt es unter www.slarb.ru.

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Kunterbunte Seilbahn, traumhafte Aussicht und Kapitalismus http://ufa.platforma09.de/?p=502 http://ufa.platforma09.de/?p=502#comments Fri, 21 May 2010 14:37:11 +0000 Tobi http://poeten-in-ufa.de/?p=502 DSCN4300„5 Rubel“ steht auf dem Schild. Man bezahlt, wartet auf die nächste Gondel, springt hinein. Scheppernd schließen sich die knallroten Türchen und man schwebt davon.

Unweit der Bushaltestelle „Tramplin“ (zu Deutsch: Sprungschanze) führt eine kleine Seilbahn hinab zum Fluss Ufimka, der sich dort unten durch sein herrlich grünes Tal schlängelt. Die knapp zehnminütige  Fahrt in einer der gelben, blauen oder roten Gondeln vergeht wie im Flug und gibt einen traumhaften Blick frei, über das Tal, das dahinterliegende Waldgebiet und ein paar romantische Siedlungen.

DSCN4316Zerstört wird diese schöne Aussicht durch die rostige Bauruine einer Skisprunschanze, die wie ein außerirdisches Flugobjekt mit ausgefahrener Gangway hässlich in den Himmel ragt. Schon vor vielen Jahren wurde dieser Schanzenneubau wegen Konstruktionsfehlern abgebrochen und rottet seit dem vor sich hin. Der damals bereits präparierte Lande- und Auslaufhügel für die Skispringer ist inzwischen von allerhand Gräsern und Sträuchern überwuchert. Den großen Riss, der für das Schanzenprojekt in den Wald geschlagen wurde, kann aber auch das neue Grün nicht überdecken.

Die kleine Seilbahn, eigentlich gedacht, um die Skispringer zurück auf den Berg zu bringen, befördert stattdessen heute ufaer Ausflügler, denn das Ufer der Ufimka lädt Viele zum Wandern, Grillen und Verweilen ein. Wer allerdings nach dem Würstchenbrutzeln – dick und rund gefressen – wieder mit der Bahn den Berg hinauffahren will, dem lacht der Kapitalismus höhnisch ins Gesicht. Statt des Spottpreises von 5 Rubeln (ca. 0,13 €) für die Bergabfahrt, bezahlt man bergauf den vierfachen Preis. Alternativ kann man den Berg natürlich auch zu Fuß erklimmen und dabei gleich die überschüssigen Pfunde von der Grillfeier wieder abtrainieren.DSCN4305

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